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[ Band 5 Brief 28: Humboldt an Caroline Paris, 9. September 1815 ]
sieben Jahre lang, die Hauptfestungen von Belgien an bis zur Schweiz, teils um zur Unterstützung der Regierung zu dienen, teils um die Kontributionszahlung zu sichern. Dies hat nun allerdings sein Gutes, da die Gebietsabtretungen so beschränkt sind, allein an sich ist es eine absurde Idee, einer wahrlich nicht bis auf diesen Grad gedemütigten Nation eine euro- päische Zuchtarmee auf den Nacken zu setzen, und muß in ewige Streitigkeiten und vielleicht zuletzt neue Kriege verwickeln. Es wäre unstreitig viel einfacher gewesen, den Elsaß mit Straßburg, einen Teil Lothringens und einen Hennegaus mit den Hauptfestungen abzureißen und dann bloß ein paar Orte bis nach Bezahlung der Kontribution zu besetzen. Daß man einer Nation Provinzen nimmt, die sie selbst ehemals genommen hat, ist weder ungerecht noch unnatürlich, allein daß man ihr vorschreibt und die Nase darüber hält, wie sie sich regieren lassen soll, was wenigstens drei von denen, die es tun, selbst nicht verstehen, ist das eine und das andere. Wie man von dem Plan hinlänglicher Abreißungen abgeht, schwimmt man in einem Ozean, wo ich keine Richtung mehr anzugeben weiß, und daher leugne ich nicht, daß ich mich jetzt für keinen Plan warm interessieren kann. Kontribution fordert und erhält man gewiß. Über die Summen gehen die Meinungen entsetzlich auseinander. Hierin hält aber auch Metternich fester. Ich glaube nicht, daß sich der Staatskanzler beruhigen wird, wenn er nicht zwischen 250 und 300 Millionen Franken für Preußen allein bekommt. Ich habe Dir mit Fleiß heute so bestimmt und ausführlich über die öffentlichen Gegenstände geschrieben. Die Gelegenheit *) ist durchaus sicher, sicherer als je; ich weiß, daß Du keiner einzelnen Sache erwähnst, gegen wen es auch sei. Dabei aber ist es mir wichtig, daß, wenn die Leute so große Besorgnisse affektieren, ——— *) Der Brief ging durch den Rittmeister v. Loën. 62