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[ Band 5 Brief 28: Humboldt an Caroline Paris, 9. September 1815 ]
Stewart *) erklären lassen, daß sie ihren Abschied nähmen, wenn er nicht in ihr System einginge, und der Regent dadurch noch mehr in Verlegenheit gesetzt wird, so hat er nachgegeben. Persönlicherweise kann man sich die Sache dadurch erklären, daß Wellington durch die Russen und namentlich Pozzo di Borgo **) hat auf sich wirken lassen, und daß sein entschiedener und herrischer Ton Castlereagh unterjocht hat. Vernünftige Gründe kann man keine absehen, als daß sie sich, wenn Abrüstungen in bedeutender Größe vor Frankreich geschähen, vor dem Streit über ihre Vertei- lung fürchteten, und daß sie in der sicherlich irrigen Meinung stehen, daß durch eine Abrüstung eher Krieg mit Frankreich, als durch eine temporäre Besetzung erregt wird. Österreich wankt, billigt im Innern unsere Plane mehr als die entgegengesetzten, aber fürchtet sich eigentlich, sich mit uns, als mit Leuten, deren Grundsätze immer weiter führen können als man will, zu verbinden, und sträubt sich über alles, die Träg- heitskrücke dieser vierköpfigen Allianz zu verlieren. Es ist daher wohl auf unserer Seite, aber immer mit tausend wieder alles Gute wegnehmenden Einschränkungen und Mittelwegen. Aus allem diesen wird nun, soviel man sich erlauben kann zu weissagen, daß gewiß Sardinien sein Savoyen bekommen, Landau abgerissen und Österreich zur Disposition gegeben werden wird, wir Saarbrücken und die Festung Luxemburg erhalten werden, der König der Niederlande die Stücke Belgiens, die im vorigen Jahr Frankreich gelassen wurden; vielleicht Hüningen an die Schweiz fällt, Bitche auch zu Österreichs Disposition kommt, wir Saarlouis und die Niederlande einige Festungen kriegen. In beiden Fällen bleiben 150000 Mann in Frankreich stehen und besetzen, vermutlich ——— *) Vgl. Bd. IV, S. 226. **) Russischer Diplomat, geb. 1764, † 1842, Korsikaner, russischer Ge- sandter in Paris. 61