< zurück Inhalt vor >
[ Band 5 Brief 27: Caroline an Humboldt Berlin, 7. September 1815 ]
jeden Tag mehr lehrt. Behalte Du mich nur recht lieb, wie ich Dich, im Frühjahr komme ich dann mit Carolinen und Gabriellen. Wenn Deine Stelle dauernd wird, d. h. wenn sich die öffentlichen Dinge beruhigen, hat Caroline sich schon ganz hinein ergeben. Man sagt hier, der Kaiser von Rußland und die beiden Groß- fürsten würden einige Tage hier bleiben, und die Verlobung beider Großfürsten mit Prinzeß Charlotte *) und der Nichte des Königs, Prinzeß Friederike **) Louis, würde statthaben. Sarà? non lo sò. Das Wegziehen der russischen Armee unter den in Frankreich obwaltenden Umständen und den notwendigen Folgen, die das auch für die anderen Armeen hat, ist immer eine nicht erfreuliche Sache und ließe auf manchen tieferen Plan Rußlands schließen. Ach Gott, mein Herz, wo man hinblicken mag, überall ist doch nichts wie Verwirrung, und wer von den jetzt Lebenden wird das Ende dieser Kämpfe sehen, die man zu dem schon vorhandenen Stoff auch noch aussäet!! 28. Humboldt an Caroline Paris, 9. September 1815 .......... Will man, was in dem Frieden der Nation mißfallen kann, den Ministern zuschreiben, so fällt es jetzt mehr wie je auf den armen Kanzler. Kein Mensch als er ist bei den Konferenzen über die Endarrangements, und kein Mensch brauchte also die Verantwortlichkeit zu teilen, selbst dann nicht, wenn andere, wie z. B. ich, auch den Frieden mit unterschreiben sollten. ——— *) Prinzessin Charlotte, älteste Tochter Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise, geb. 1798, † 1860 als Kaiserin von Rußland. **) Prinzessin Friederike, geb. 1796, † 1850, verm. 1818 mit Leopold, Herzog von Dessau. 56