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[   Band 5 Brief 12:    Humboldt an Caroline    Paris, 5. August 1815   ]


Sachen zwischen ihm und Adelheid so gut und schnell gemacht haben.
Du hast ihm mehrere Kommissionen gegeben, und er läßt mir keinen
Augenblick Ruhe, ehe diese Aufträge nicht gemacht sind. Es versteht
sich auch, daß ich, wenn wir allein sind, immer nur von der Adel-
heid sprechen darf. Aber da ich das süße Kind unendlich liebe, so
lasse ich mir das sehr gern gefallen.
Soeben bekomme ich Deinen lieben Brief . . . Mit Deinem
Herkommen, sehe ich nun schon deutlich, wird es diesen Winter vor
dem Frühjahr nichts werden, und muß, wie sehr es mich schmerzt,
selbst Deiner Meinung beistimmen. Aber die Trennung ist mir
unendlich schmerzlich, und Du mußt es an dem Glück gesehen haben,
das ich fand, die wenigen Tage bei Dir zu sein. Vielleicht macht
es sich auch besser in einigen Monaten, als wir denken. Wenn
aber Carolinens Widerwille bleibt, und wenn ihre Gesundheit nicht
stark genug noch geworden ist, um die Besorgnis aufzuheben, daß
dieser Widerwille die hervorgebrachte Besserung wieder rückgängig
macht, so kann ich ehrlich selbst nicht anders zu Deinem Herkommen
raten, als so, daß Du Carolinen dort ließest. Aber bei wem? Und
die Trennung würde ihr vermutlich auch sehr schmerzlich und ihrer
Gesundheit wieder nachteilig sein. Ja, liebe, teure, süße Seele, die
Dornen des Lebens sind uns für den letzten Teil aufbehalten gewesen.
Ich weiß aber nichts zu ändern. Denn obgleich ich lieber, ich weiß
nicht was täte, als meine Tätigkeit hier jetzt zu verfolgen, so sehe
ich doch nicht ab, daß ich mit Ehre und Pflichtgefühl abgehen kann,
da die Krise noch bei weitem nicht vorüber ist.
Meine Lage hier ist in wenigen Worten die: Ich halte beständig
fest an allen ebenso richtigen als natürlichen Grundsätzen. Ich streite
für einen Frieden, der die Grenzen sichere, ich streite für eine Be-
nutzung Frankreichs, die unseren Bedürfnissen entspreche. Ich habe
gegen mich Rußland aufs äußerste, England fast ebensosehr, und
sehr schwache Hülfe, höchstens noch für den letzten Punkt, an Öster-

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