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[ Band 5 Brief 8: Humboldt an Caroline Paris, 26. Julius 1815 ]
dies bloß der Armee, die sehr tätig dabei gewesen ist. Im Museum, beim Herumgehen in den Straßen und in allem dem, was man tun kann, ohne einen einzigen Menschen zu sehen und zu kennen, finde ich allein einiges Vergnügen. Die Einsamkeit im Gewühle, die immer ein sehr großer Genuß für mich war, ist nur in Paris und London anzutreffen. Insofern wirst auch du gern in Paris sein. Die Gesellschaften muß ich freilich sehen, insofern es welche gibt, was jetzt wenig der Fall ist, allein sie sind nichts weniger als reizend, nicht einmal interessant. Ich bin fast ganz um die Zeit, Dir zu schreiben, gekommen. Wie ich bis hierher war, kamen die Latour und die Delambre *) zu mir, Regnault **) und auch Arnault ***) sind, wie Du aus den Zeitun- gen sehen wirst, auf der Liste derer, die sich aus Paris entfernen müssen und vermutlich werden verbannt werden. Sie wollten nun wissen, ob sie nach Neuchatel gehen könnten. Allein dies hat man die Klugheit, zu verhindern. Die Schweiz ist kein für uns sicherer Aufenthalt dieser Herren. Arnault kommt ein wenig un- schuldig zur Verbannung, wenigstens hat er sich nie wesentlich und viel in politische Händel gemischt. Überhaupt ist das das Beste, daß selbst die, die jetzt auf den Straf- und Proskriptionslisten sind, nichts anderes daran auszusetzen finden, als daß man ihnen nicht mehrere andere zugesellt hat. Wirklich hat man wohl Recht, sich darüber zu verwundern, daß man einige vermißt. Ich bin unendlich begierig zu wissen, ob Du herkommen wirst. Da man nur nach Ahndungen handeln kann, so wäre ich für ——— *) Gattin des französischen Astronomen Delambre, mit Humboldts seit dem ersten Pariser Aufenthalt bekannt. **) Regnault de St. Jean d’Angély, als Publizist offizieller Verteidiger der Handlungen Napoleons, blieb bis zuletzt bei ihm, ging 1816 exiliert nach Amerika, kam 1817 zurück. † 1819. ***) Antoine Vincent Arnault, geb. 1766, † 1834, Dichter; unter Napoleon Chef des öffentlichen Unterrichts. 13