< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 5 Brief 8:    Humboldt an Caroline    Paris, 26. Julius 1815   ]


Dein Kommen, wenn nur Carolinens Gesundheit es erlaubt, und
Du wirklich Lust hast, hier zu sein. Es mag meine große Sehnsucht
nach Dir, die das letzte Sehen nicht gestillt, sondern nur tiefer
geweckt hat, mich vielleicht verführen, aber ich glaube, Du tätest
daran gut. Eine Art Wirtschaft findest Du hier. Meine doppelte
Feldeinrichtung von Küchenzeug, Silber, unser Wedgewood, einige
Tischwäsche, alles kommt uns jetzt zustatten. Komm immer, süßes,
teures Herz. Glaube mir nur, verrate aber diese Vorliebe den
Kindern nicht, die Boulevards, die Tuilerien, selbst die engen
Straßen, die Kais sind doch sehr hübsch. Neulich sah ich von
der Brücke Ludwigs XV. den Vollmond hinter der cité blutrot
aufgehen, es war ein himmlischer Anblick. Du warst auch sonst
gern und glücklich hier, und solche Erinnerungen hängen wenigstens
bei mir auf ewig an allen Häusern, Wegen, Umgebungen. Du solltest
kommen. Du warst jetzt schon entsetzlich lange nicht außerhalb
Deutschlands. Lebe innigst wohl. Ewig Dein H.


9. Caroline an Humboldt                       Berlin, 29. Juli 1815

Mein teuerster Wilhelm!
Gestern sind mir Deine Zeilen aus Frankfurt am Main vom
11. durch die Post zugekommen. Warum so spät, weiß
ich nicht. Gottlob, daß ich Dich und den Staatskanzler
(über den hier die beunruhigendsten Gerüchte gingen), glücklich in
Paris angekommen weiß.
Ich kann, ich gestehe Dir, nicht die Hoffnungen derer teilen, die
hier meinen, unsere Truppen könnten vor Winters wieder einziehen.
Nichts geht in der Welt so schnell, als man sich’s eben denkt, und
dort in Frankreich scheint es mir, müsse es diesmal lang dauern,
wenn es gut werden soll. Ich bin nur darauf begierig, daß es erst

                                                                       14