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[ Band 5 Brief 2: Caroline an Humboldt Berlin, 8. Julius 1815 ]
Seit vorgestern nachmittag, wo Caroline, nachdem sie eine Stunde lang am Baquet gesessen, über eine Stunde lang an der Seite der Clairvoyante geschlafen, ist das Kopfweh, zum erstenmal seit Mo- naten, ganz weg. Sie hat gestern wieder geschlafen, ist heute sehr heiter, einmal des bangen Druckes los zu sein. Gott gebe, daß es Bestand habe! Morgen will ich mit Körners *), ihnen einen heiteren Tag zu machen, nach Tegel hinausfahren. Wie innig denk ich an Dich, lieber Wilhelm, und an die viele Liebe, die Du mir gezeigt hast. Ich trage sie dankbar im Herzen und will suchen, sie zu verdienen. Für heute breche ich ab und umarme Dich innigst. Die Kinder grüßen. Deine Li. 3. Humboldt an Caroline Rudolstadt, 9. Julius 1815 Ich bin heute vormittag hier angekommen, liebe Li. Ketelhodt **) und Beulwitz ***) haben mich nur so viel allein gelassen, als zu meinem Anziehen nötig war, und ich erwarte Ketelhodt mit jedem Augenblick, um mich zur Fürstin †) zu führen. Ich bin um 4 Uhr aus Auleben ausgefahren, Wiese ††) kam mir schon auf dem halben Wege entgegen und nahm mich mit zu sich †††). Der Fürst *†) hatte bestellt, daß, wie man erführe, daß ich käme, man ihn holen ließe. Er war auf der Jagd. Er kam eine Viertel- ——— *) Eltern des Dichters. **) Rudolstädter Hofrat. ***) Erster Gatte von Caroline v. Wolzogen. †) Caroline Luise, Fürstin von Rudolstadt, geb. 1771, † 1854. ††) Geheimrat. †††) Nach Sondershausen. *†) Günther Friedrich Karl, Fürst von Schwarzburg-Sondershausen; geb. 1760, † 1837, nachdem er 1835 die Regierung niedergelegt hatte. 3