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[ Band 4 Brief 285: Humboldt an Caroline Wien, 13. Junius 1815 ]
Der Fürstin von Rudolstadt habe ich durch Kettelhodt *) aus-
führlich geschrieben. Für sie konnte ich mir kaum schmeicheln, so-
viel durchzusetzen; ich danke es wirklich selbst rein meiner Persön-
lichkeit und einer glücklichen Eingebung mitten in einer großen
Konferenz, wo ich auf einmal, da ihre Sache sehr schlimm
stand, sie durch einen neuen und unerwarteten Vorschlag, auf den
niemand vorbereitet war, viel besser setzte, als sie erst gewesen
wäre.
Nächst dem dankt der Papst mir am meisten. Ferrara **) habe
ich ihm sicher erhalten. Auch weiß es Consalvi ***) und ist voll
Dankbarkeit.
Endlich Piombino. Dies sind meine Privatpromessen, die ich
gern habe, weil man auch besonders, wenn man einmal in Ge-
schäften ist, seinen Namen an etwas heften muß. Da ich keine Art
des Interesses darin gesucht habe, kann es mir niemand verdenken.
Vera hat sehr in mich gedrungen, etwas anzunehmen, ich habe ihm
gesagt, ich tue das nicht, aber ich wollte doch vom Fürsten Gips-
abgüsse aus der Villa Ludovisi annehmen. Dies aus einer Galerie,
die keine zu machen erlaubt, ist ein Geschenk, das ein Fürst an-
nehmen würde. Denn bezahlt nähme Piombino wieder die Abgüsse
nicht. Nun bitte ich Dich mit Rauch zu überlegen, von welchen
Stücken es der Mühe wert ist. Vera will die ganze Galerie, aber
das Tegelsche Schloß kann so viele Götter nicht fassen. Ich erinnere
mich von sehr schönen nur der Juno, des Mars, und wenn ich nicht
irre, eines Bacchus. Sprich aber mit Rauch, auf eine vorsichtige
———
*) Rudolstädter Hofrat.
**) Ferrara, seit 1597 zum Kirchenstaat gehörig, wurde 1796 von den
Franzosen eingenommen, bildete zunächst einen Teil der Zisalpinischen
Republik, dann des Königreichs Italien und kam aus dem Wiener Kongreß
wieder unter die Herrschaft des Papstes.
***) Kardinal Consalvi, geb. 1757, † 1824, Staatssekretär Pius’ VII.
und Gesandter beim Kongreß.
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