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[   Band 4 Brief 284:    Humboldt an Caroline    Wien, 9. Junius 1815   ]

vielen Stücken ist, auch gar keine Fähigkeit zu Geschäften hat. Er
ist nachlässig, zerstreut und dabei heftig und ungerecht zugleich. Mir
hat er in dieser Sache Szenen gemacht, die unglaublich waren, und
bei denen ich in mir habe lachen müssen, indem ich bedachte, daß es
gerade ein Monat war, wo ich den Vorfall mit Boyen hatte, als
wenn so ein Zanktag periodisch wiederkehrte.
Es mußten nämlich in dieser Sache Schriften zwischen Däne-
mark und Schweden gewechselt werden, die aber, weil sie wie Katze
und Hund sind, durch meine Hände gingen. Nun schickte ich ihm
einmal eine, er schickt sie mir, als sei er damit zufrieden, zurück,
ich verfahre weiter. Nachher fällt ihm ein, daß in dieser Piece
steht, was er nicht dulden zu können glaubt, nun findet sich, daß
er sie gar nicht gelesen hat, und nun macht er mir bittere
Vorwürfe, und so, daß ohne meinen imperturbablen Gleichmut wir
uns hätten schießen können, daß ich ihn nicht auf die seiner Meinung
nach unstatthafte Stelle aufmerksam gemacht hatte. Ich habe ihm
trocken gesagt, daß ich, der ich damals so beschäftigt war, daß ich
kaum eine Minute hatte, mich nicht berufen fühlte, für Dänemark
zu arbeiten, und daß er und sein Bruder, beide Bevollmächtigte
und ganz unbeschäftigt, sich wenigstens die Mühe geben könnten,
Dinge, die ihren König angingen, zu lesen. Indes habe ich die
Sache ins Gleis gebracht. Er geht ins Hauptquartier, sie ist nach
Holstein gereist. So löst sich hier alles auf.
Mein Hauptgeschäft bleibt nun hier, an die Redaktion des
großen Kongreßinstruments die letzte Hand zu legen, es abschreiben
zu lassen und dann zu unterzeichnen. Es ist eine Art Buch. Dennoch
hoffe ich es in acht Tagen zustande zu bringen. Ich behalte zwei
gute Kanzelisten hier. Wenn ich irgend kann, gehe ich am 17. von
hier ab. B. lasse ich mit meinen hiesigen fünf Pferden ins Haupt-
quartier gehen. W. nehme ich mit und schicke ihn von unterwegs
nach Rudolstadt, meine anderen dort stehenden sechs Pferde abzu-

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