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[ Band 4 Brief 284: Humboldt an Caroline Wien, 9. Junius 1815 ]
Redensarten eine Viertelstunde, und es kann nichts schlechter Ge-
schriebenes geben, als dies Machwerk.
Heute ist nun gar Württemberg, das bis jetzt bloß in einer
französischen Note erklärt hatte, nicht bei den Konferenzen erscheinen
zu können, auch gekommen und will —— aber mit neuen Änderungen —
beitreten. Diesen wird nun endlich gesagt, daß es nichts mehr zu
ändern gibt, und daß es nur in einer besonderen Erklärung nicht
mit Unterschrift derselben Akte mehr beitreten kann.
Auf diese Weise hat diese Sache geendigt, die mich am meisten
beschäftigt hat; allerdings schlecht, aber allein durch Metternichs
Schuld. Preußen und ich für mich können immer zufrieden dabei
sein. Meine Plane, meine lange Note an Metternich sind gedruckt
und bekannt, während der Konferenzen habe ich ein entscheidendes
Übergewicht ausgeübt und auch noch die Genugtuung gehabt, was
ich persönlich beschützte, wie z. B. Schwarzburg, zu heben und zu
halten. Am ungünstigen Ende weiß jeder, daß ich nicht allein un-
schuldig bin, sondern daß es mich auch tief gekränkt und geschmerzt
hat. In den kleinen Fürsten war viel guter und redlicher Wille,
aber auch nur in diesen. Mit am schlechtesten haben sich die Bern-
storffs *) benommen. Überall Schwierigkeiten, überall Widersprüche,
überall das liebe Ich vorgebracht und querköpfig darauf be-
standen, und in der gestrigen Sitzung, wo wahrhaft noch das letzte
Gute verdorben wurde, kein Wort. Überhaupt war die Stille
gestern merkwürdig. Man sah, wieviel doch alle darauf gaben,
daß der Bund allgemein sei und Bayern nicht fehle.
Schwedisch-Pommern wird nun auch preußisch, Dänemark be-
kommt Lauenburg, das wir von Hannover eingetauscht haben, und
Geld. Dies war für mich eine der mühsamsten Unterhandlungen,
und sie hat mich überzeugt, daß Bernstorff, so gut er sonst in
———
*) Graf Christian Günther (vgl. S. 36) und sein Bruder Joachim,
geb. 1771, † 1835.
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