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[   Band 4 Brief 282:    Humboldt an Caroline    Wien, 1. Junius 1815   ]


schreibt, wie Du weißt, recht gut, und hatte hier einmal gegen mich
sehr damit geprahlt, als verstehe er das eigentlich besser als irgend-
ein anderer. Ich gab ihm den sächsischen Traktat zu übersetzen,
und Du wirst gesehen haben, wie unendlich steif, holpericht und
schlecht er ist. Es ist unbegreiflich, daß auch geistreiche und talent-
volle Leute so wenig brauchbar sein können. Dabei ist Varnhagen
gar nicht gut, wenigstens nicht gutmütig von Charakter. Hätte
nicht diese Sache wegen der Eidesentbindung eine solche Eil auf
Stunden selbst gehabt, so hätte ich ihn gewiß anders übersetzen
lassen.

                                                       2. morgens
Ich fahre fort, liebe Seele, Dir in den Zwischenaugenblicken,
wo ich allein bin, noch einige Dinge zu sagen.
Hardenberg und ich ärgern uns entsetzlich über dies späte An-
fangen des Krieges. Allein daran wenigstens ist der Kongreß un-
schuldig. Es liegt an den Souveränen, den Militärs, die hier waren,
nämlich nicht den unsrigen, dann an der Langsamkeit, mit der die
Österreicher sich auf dem Oberrhein versammeln. Ich halte es auch
nicht für gut.
In diesen letzten Tagen werden viel Sachen entschieden, und
ich habe noch jetzt viel Glück gehabt — dies unter uns. So dankt
der Papst es wirklich hauptsächlich mir, daß er nicht 50000 Seelen
an Eugen *) und namentlich Ferrara hat abgeben müssen. Die Sache
mit Piombino habe ich auch zur Zufriedenheit des Fürsten abge-
macht. Dies war sehr närrisch. Ich habe mir herausgenommen,
einen von Österreich gemachten Artikel zu tadeln, habe ihn mir
geben lassen, ihn umgeändert und in öffentlicher Konferenz vorge-
lesen, was Gentz eine Kühnheit ohnegleichen nannte. Auch war
Wessenberg sehr böse und Metternich verlegen. Dann habe ich ihn

———
*) Beauharnais.

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