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[   Band 4 Brief 277:    Caroline an Humboldt     Berlin, 18. Mai 1815   ]


sein. Darauf wurde nach Deiner ersten Antwort die Verlobung
öffentlich, und August verbrachte den größten Teil seiner Stunden
hier. Der Unterricht hörte für Adel ganz auf. Gabrielle seufzte
zwar, daß sie zu gelehrt werden würde, allein es wurde doch so.
Du weißt, zwischendem gelangten schon die Bitten um die Ver-
heiratung an Dich, und sie konnten natürlich an nichts anderes
denken. Die Musikstunden nimmt Adel fort und fort, die Schreib-
stunde wäre für eine Frau ehrenrührig. Grossing *) ist nun seit
zehn Tagen auch fort, und eine Reise ist vor der Tür. Bis zu
Grossings Abzug hat Gabrielle alles fortgetrieben, mit der Welt-
geschichte hat Grossing sie bis 1814 geführt. Ich habe einen Lehrer
für das Griechische, doch erwarte ich, daß August abgereist sei, um
ihn kommen zu lassen. Sie sind jetzt zu zerstreut. Denn Gabrielle
hat eigentlich halb mitgeheiratet, verstehst Du. Es ist ein wunder-
bar süßes Wesen, diese Gabrielle, aller Innigkeit und Liebe holder
Inbegriff.
Das fatale Ereignis mit den sächsischen Truppen ist durch un-
zählige Briefe hier bekannt geworden, und die Ansicht vieler Menschen
hat sich dabei in der Beurteilung des Faktums ausgesprochen. Ich
bin auch Deiner Meinung, daß man die Teilung erst hätte vornehmen
sollen, nachdem die Unterschrift des Königs erfolgt war. Aber da-
rin bin ich nicht Deiner Meinung, daß man die Sachsen alle Welling-
ton hätte zugeben müssen, höchstens die, die dem König verbleiben.
Die anderen hätte man mit dem Ehrgefühl fassen müssen, nur unter
preußischen Fahnen zu kämpfen; ein Gefühl, das gewiß viele von
selbst haben, und zu dem die Schwachen herüberzuziehen gewesen
wären. Indes bleibt es immer unverzeihlich, daß sie »Vive l’Em-
pereur« gerufen haben. Die Sache Napoleons, die keine andere
als die der Unterdrückung jeder deutschen Freiheit ist, zurückzu-
wünschen, heißt ja, sich jede Infamität ausdrücken.

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*) Der Hauslehrer.

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