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[ Band 4 Brief 274: Humboldt an Caroline Wien, 5. Mai 1815 ]
Pistoleneinkauf sei noch nicht fertig, und er könnte mir nicht für heute um 11 einstehen. Ich sagte ihm, mir schiene auch der Prater für den Kampfplatz zweier Staatsminister bedenklich, wir täten besser, eine Nachmittagsfahrt an einem gelegenen Tage zu machen, und so ließen wir also die Zeit unbestimmt. Gestern mittag aß ich mit ihm beim Kanzler, und Harden- bergen, der mit seinen Luchsaugen unser Gespräch bemerkt hatte, sagte ich und dem ersten auch Boyen, wir hätten uns verständigt. Heute ging der Kanzler nach Laxenburg, ich war einmal ge- fordert, so fatal mir auch die Sache wegen des immer möglichen Aufsehens war, so konnte ich sie nicht sitzen lassen. Ich schrieb also Boyen heute früh, eine so gute Gelegenheit komme nicht wieder, und ich würde um 3 Uhr bei ihm sein. Ich hatte die Idee, auf den kalten Berg zu fahren. Von 11 bis 2 hatte ich Konferenzen, um 2 schrieb ich Dir die Zeilen, die Du bekommen haben wirst, aß dann, was ja auch die Homerischen Helden immer vor dem Kampf taten, und fuhr zu Boyen. Ich fand ihn allein, er sagte mir aber, er hielte es doch nicht für gut, ohne jemand zu sein, wir wollten Wolzogen, den Major, mitnehmen. Ich hatte natürlich nun nichts dagegen. Er wurde also geholt. Die Ver- wunderung und den Schrecken des armen Wolzogen kannst Du Dir nicht denken. Er wollte uns zureden, wir brachten ihn aber bald zur Ruhe und fuhren weg. Boyen war freundlicher als die vorigen Tage, aber doch noch sehr ernst und finster, ich, wie Du mich kennst, ich bin in meinem Leben auf niemand böse. In meiner Morgenkonferenz hatte ich von Catheart gehört, daß seine ganze Familie nach dem kalten Berg gegangen sei, ich änderte also die Disposition und ließ nach dem Spitz zu fahren. zwischen der ersten und der letzten Brücke schlug ich vor, auszu- steigen und gegen die Donau zu ins Gebüsch zu gehen. Wir taten es, mußten aber entsetzlich weit herumwandern, ehe wir 544