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[   Band 4 Brief 264:    Caroline an Humboldt     Berlin, 1. April 1815   ]


holden Adel bevorsteht, sehr angegriffen. Die Kinder grüßen
tausendmal. Deine Caroline.


265. Caroline an Humboldt                 Berlin, 4. April 1815

Mein geliebtes Herz!
Hedemann ist sehr rasch in seinem Unternehmen. Sonntag
fuhren wir nach Tegel, frühstückten und gingen aus spazieren.
Er ging vorzugsweise mit den beiden jüngeren Schwestern,
doch nicht so, daß es auffallend wurde. Wir aßen im Krug.
Nach Tisch, wo mir Hedemann den Arm gab, mich nach Hause zu
führen, die Kinder aber mit Welcker vorausgingen, sagte er mir
mit vielen süßen, lieben Worten, wie er Adel liebe, wie treu er
ihr Bild im Herzen durch alle diese Jahre getragen, wie er sie
über alle seine Erwartungen herrlich und lieblich wiedergefunden,
wie er dennoch sein Herz und seine Wünsche bezähmen würde
ihrer großen Jugend wegen, wenn nicht die Anmahnungen der
Zeit so dringend wären. Er werde nun wieder in den Krieg ziehen
und könne es nur mit Frohsinn und völliger Erhebung und Freiheit
des Gemüts, wenn er sie als den herrlichen Preis des Kampfes
erhoffen dürfe. Er war sehr gerührt, ich war es auch. Ich sagte
ihm, wie wir ihn liebten und achteten, und bezog mich auf Dich
und wie ich nicht an Deiner Zustimmung zweifelte. Darauf bat er
um die Erlaubnis, mit Adel sprechen zu dürfen. Ich weiß, sie
schreibt Dir selbst, sie war entsetzlich bewegt und überrascht, blaß
geworden vor Freude, aber ihre Neigung hatte sie ihm nicht ver-
leugnen können. Er war in einer schwer zu beschreibenden Freude,
sie in sich versunken und konnte spät am Abend nur weinen an
meinem Halse.
Gestern morgen kam er dann zu mir, er selbst wollte mit den

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