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[ Band 4 Brief 265: Caroline an Humboldt Berlin, 4. April 1815 ]
Schwestern sprechen, das tat er denn und auf eine äußerst liebe Weise. Beide versicherten ihn ihrer ganzen Liebe und Teilnahme, besonders zärtlich und teilnehmend war Caroline. Gabrielle ist in einem sehr aufgeregten Gemütszustand. Sie weinte beinahe den ganzen Sonntagnachmittag, wo sie doch eigentlich noch nicht wußte, was sich entscheiden sollte. Wie ich mit ihr allein ging und sie befragte, was ihr sei, sagte sie: »Ach, Mutter, es drückt mich dieser Krieg und zerdrückt mir das Herz!« Ich verstand das liebe Kind nicht gleich und erwiderte: »Wieso?«« »Ach,« sagte sie, »Du bist doch nur am vorigen Kriege so krank geworden, nun kommen zu allen den alten Sorgen so viel neue. Adelheid liebt Hedemann, das sehe ich wohl, Hedemann liebt auch die Adel, und wenn wir ihn nun verlieren, ach, Mutter, da ver- liere ich ja Adel und Dich!« Das Kind hat mich unbeschreiblich bewegt. Gott wird es ja anders wenden. Hedemann ist in einem Glück, in einem Entzücken, er sieht nur sie, er möchte ewig zu ihren Füßen liegen, und was ich einzig schön finde, er ist nun so froh der Zukunft, »alles«, sagt er, »alles wird mir süß sein und wäre es auch der Tod!« Wenn er bliebe, es wäre mehr als furchtbar! Wenn nicht einmal sein Name ihr bliebe, ihm kommt es wie unmöglich vor. Wie schwere Lasten fällt es mir zuweilen aufs Herz, daß der Tod das Glück und die Lust des Lebens und den Becher überschäumender Freude liebt. Ein furchtbarer und entscheidender Krieg wird es, das ist gewiß, und unberechenbar seine Dauer. Aber, daß Napoleon untergeht in ihm und Frankreich gezüchtigt wird, das steht mir klar vor dem inneren Auge. Gott, aber um welchen Preis! Welches Blut wird fließen, o könnte ich das meine für die Wahrheit und das Recht verströmen, aber abwenden damit von meines Kindes Herz den bittren Todesschmerz, der ihm vielleicht bereitet ist! Die 521