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[ Band 4 Brief 264: Caroline an Humboldt Berlin, 1. April 1815 ]
er es nicht. Gestern vormittag war große Parade. Er hatte schon genug gefragt: »Werden Sie auch am Fenster sein, liebe Adelheid, liebe Gabrielle?« Alles wurde bejaht, er selbst erschien noch lange vorher, ehe er den Prinzen abholte, und salutierte. Gegen 2 Uhr holte er uns zum Spazierengehen ab. Zum Tee hatte ich seine Familie und Laroches eingeladen, er war doch vor- zugsweise nur mit ihr beschäftigt. Drei Wochen meint er hierzubleiben. Ich kann, wie er es anfängt, beinahe nicht zweifeln, daß er sich gegen mich erklären wird. Adelheid, sehe ich wohl, ist tief ergriffen von seinem Anblick und von der ausschließlichen Aufmerksamkeit, mit der er um sie beschäftigt ist, sie warf sich mir gestern beim Schlafengehen in die Arme und sagte: »Ach, liebe Mutter, er ist unaussprechlich liebens- würdig, warum muß er doch nur wieder fort.« Sie weinte bei- nahe, und doch bin ich überzeugt, daß sie noch gar nicht eigentlich ans Heiraten gedacht hat. Ich kann mich darin ganz in den Gang ihrer Vorstellungen und Gefühle hinein denken — es liegt alles noch so unbewußt in solch einem jugendlichen Gemüt, bis der Strahl einer ewigen Liebe alles aufgehellt und es sich selbst erkannt hat. Heute werde ich schwerlich zur Beantwortung Deiner lieben Briefe kommen, mein teures Leben. Morgen, wo hoffentlich das Wetter so schön ist wie heute, fahren wir mit Hedemann und Welcker nach Tegel. Caroline hat nun wieder drei Tage Migräne. Ihr Leiden bricht mir das Herz. Heute noch werde ich ihretwegen mit Wolfart sprechen. Sie wünscht und glaubt den Magnetismus. Sie ist sehr verändert, und ich kann sie nicht ohne die tiefste Wehmut ansehen. Hedemann ist sehr lieb mit ihr. Ich bin selbst von Hedemanns Ankunft, der Freude, der Wehmut, von allem was meiner 519