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[ Band 4 Brief 256: Caroline an Humboldt Berlin, 22. März 1815 ]
an, deren es noch bedurfte, um auch Deutschland zu reinigen und zu vereinen. Gott gebe, daß es so sei! Ich muß hier abbrechen. Ewig Dein. 257. Humboldt an Caroline Wien, 24. März 1815 Ich erwarte eben Hedemann zu Tisch und fange immer an zu schreiben, was ich Dir durch ihn sagen wollte. Ich esse ganz allein mit ihm. Es ist mir lieb, noch einmal mit ihm recht ausführlich und vertraut zu sprechen. Was ich Dir also sagen wollte, ist, daß der Staatskanzler vorzüglich seit 14 Tagen bis drei Wochen in einen Zustand auch geistiger Schwäche verfällt, der jetzt höchst beunruhigend ist, allein mich glauben läßt, daß an eine Mission für mich, auch wenn die kriegerischen Unruhen nicht lange dauerten, doch nicht zu denken sein würde. Seit den ersten Wochen hier hat sich der arme Mann schlecht befunden und gekränkelt. Im ganzen sind körperlich die sitzende Lebensart, die veränderte Existenz, da er hier bis 12 und 1 Uhr ausbleibt und spät, d. h. um 8 aufsteht, von dem er in Berlin das Gegenteil tat, und überhäuftes Arbeiten daran schuld. Allein weit wichtigeren Anteil haben daran die moralischen Ursachen. Es fehlt ihm schlechterdings an aller Erholung. Keine Art der Ver- gnügungen, die er hier haben kann, ist nach seinem Geschmack. Er muß eine Art gemütlichen Umgangs haben, der ihm hier ganz fehlt. Ich habe gedacht, ihn ihm bei Bernstorffs zu schaffen, aber er hat auch keine Lust dazu gehabt. Die Geschäfte haben ihn zu gleicher Zeit angegriffen. Das Mißlingen der sächsischen Sache, das, wie man nicht leugnen kann, großenteils Fehlern zuzuschreiben ist, die er, 504