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[   Band 4 Brief 246:    Humboldt an Caroline    Wien, 23. Februar 1815   ]


gefährlich sein können, und ein ernsthafter Krieg gegen uns wird
vielmehr ihr reines und entschiedenes Verderben.
Lebe innigst wohl, teures Herz. Ewig Dein   H.


247. Caroline an Humboldt                    Berlin, 6. März 1815

Deine lieben Briefe vom 23. und 26. sind mir vorgestern
eine Stunde nach dem Abgange des meinigen zu-
gekommen. . . .
Der Abschluß der Verhandlungen hat mißfallen, allein der
Zeitungsartikel unendlich mehr. Auf Dich (mir natürlicherweise
würde man direkt nie etwas sagen), versichern mich Vertraute wie
Laroche und Carl Röder, sei man nicht böse, man sage, Du habest
nicht gegen den Strom anschwimmen können, indessen müßte mich
mein leises Gefühl trügen, wenn z. B. der Kronprinz nicht auch
auf Dich einen Ärger hätte. Über die Sache ist er ganz außer
sich gewesen, das weiß ich bestimmt, und das Mal darauf, wie
ich ihn sah, war er im allgemeinen überaus gedrückt und gegen
mich, der er sonst immer etwas ausgezeichnet Verbindliches sagt,
einsilbig und kälter.
Jetzt steht Preußen allerdings mit weit hingebreiteten Armen,
allein mit weniger konzentrierter Kraft, man sieht es der bloßen
Landkarte an, daß bald wieder ein blutiger Krieg sein muß, denn
die vorhergegangene Zeit, das Prinzip des Bösen, was überall
reichlich gewuchert, Preußens weit alle anderen überstrahlender
Waffenruhm muß Neid, bittren Neid erregen. Um alles muß man
wünschen, daß man sich rüste im Geist und in der Tat und sich
rege erhalte in jeder Tugend und Stärke. Mich dünkt, das Innere
ist jetzt das Wichtigste, worauf man sehen muß, und in der Hin-

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