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[   Band 4 Brief 246:    Humboldt an Caroline    Wien, 23. Februar 1815   ]


246. Humboldt an Caroline                    Wien, 23. Februar 1815

Wie ich heute früh aufgewacht bin, habe ich Deiner und
Deines Geburtstages gedacht und Dir aus tiefster Seele
gewünscht, daß Du noch recht lange das Leben recht
glücklich und froh genießen mögest. Ich hoffe, auch das jetzige
Jahr soll Deiner Gesundheit günstiger als das vergangene sein,
und dann muß es uns doch auch endlich wieder zusammenführen,
um uns nun nicht so bald wieder zu trennen. An den lieben
Mädchen wirst Du auch mit jedem Tage mehr Freude erleben, und
mit Theodor wird es wenigstens so leidlich fortgehen. Ich aber,
süßes, teures, einziggeliebtes Herz, werde an Dir hängen wie ich
es tue, seit ich Dich kenne, mit allem Vermögen des Gemüts und
des Herzens, und werde mich unendlich glücklich fühlen, wenn Du
mich so liebst als bisher. Es ist so hübsch, zu denken, daß das
Glück dem Menschen aus einem Tag, einem Augenblick sich ent-
spinnt, mir hat es in dem geleuchtet, in dem Du geboren wurdest,
und dieser Tag und unser Hochzeitstag sind die eigentlich festlichen
und andächtigen meines Lebens.
Dein Bild, das mich über alles glücklich macht, sieht mich,
indem ich dies schreibe, so ernst und so freundlich an, als fühlte
es, was ich denke. Oh! warum kann ich nicht bei Dir sein,
wenigstens heute, wenigstens auf einige Tage!
Heute mittag [beim Staatskanzler] habe ich still Deine Ge-
sundheit in Rheinwein getrunken. Das tue ich aber eigentlich alle
Mittag und habe schon seit lange diese Gewohnheit aus der Zeit
wieder aufgenommen, wo wir noch versprochen waren. Ich habe
dazu noch von jener Zeit her eine Formel aus den Alten, wo man
wünscht, daß es dem andern wohl gehen möge, und wenn ihm
etwas Böses zustoßen sollte, das Schicksal es lieber auf einen
selbst wenden möchte. Und das ist auch mein wahres Gefühl.

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