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[ Band 4 Brief 245: Caroline an Humboldt Berlin, 23. Februar 1815 ]
Warum aber denkt der König oder der Staatskanzler nicht darauf, einen Prinzen an dem Rhein zu etablieren? Prinz Wilhelm, der eine rheinische Fürstin zur Gemahlin *) hat, schiene mir eine nicht üble Wahl. Man muß viele Gemüter dort erst gewinnen. Dalberg, den Primas, möchte ich nicht verfolgen als Greis. Seine Grundsätze, sein Wirken, sein Einreißen Deutschlands sind mir verhaßt. Allein Mangel darf er nicht leiden. Doch da das Großherzogtum Frankfurt Bayern zufällt, fällt da seine an- ständige fürstliche Verpflegung nicht auch Bayern zu? Nachdem man dem König von Sachsen verziehen hat, kann man überhaupt allen verzeihen. Das hätte nie geschehen sollen. Doch wer weiß, wozu es gut ist, daß Preußen überhaupt nicht zu der Ehre jetzt kommt, die ihm gebührt. Der Ramdohr **) ihre Krankheit hat mir wohl nicht geschadet. Was mich aber im Jahre 13 und 14 wohl sehr angegriffen hat, will ich nicht leugnen, war der Krieg, und daß es um alles Teuerste ging, was der Mensch hat. Ich erinnere mich z. B., daß, wie wir schon zwei Tage auf die Nachricht der Schlacht von Leipzig gewartet hatten und in der peinlichsten Unruhe gewesen waren, mir an demselben Abend, wo wir dann wirklich auch noch um 11 Uhr nachts den glücklichen Ausgang erfuhren, das Atmen so schwer wurde, wie wenn mich Zentnerlasten drückten. Man kann gar nicht sagen, daß man so etwas in sich abstellen muß, man ist eben so, — und damit ist’s gut. Verzeih, daß ich mitten inne abbreche, allein es kommen Leute zu mir. . . . ——— *) Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg. **) Vgl. S. 272. 480