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[   Band 4 Brief 243:    Humboldt an Caroline    Wien, 16. Februar 1815   ]


Dahlberg *) fetiert mich und hat unter anderem, da er sonst nie
in Person bei mir war, so wenig als ich bei ihm heute, um eine
Stunde auf morgen gebeten, weil er für seinen Onkel, den Primas,
um gewisse Geldrückstände und eine Pension unterhandelt. Der
Kanzler war gleich dafür, wie er für alles Liberale und Ver-
söhnende ist. Ich weiß nicht, wie Du darüber denken wirst. Ich,
gestehe Dir, habe überlegt, daß wenn wir im Reiche des Rechtes
lebten, wenn jeder anerkannt Unwürdige wenigstens bestraft oder
zurückgesetzt würde, so möchte einem große Strenge auch gegen
diesen ziemen. Aber — ich brauche nicht zu nennen, Du verstehst und
zählst selbst die, die man meinen muß, wenn man davon spricht.
Und nun hatte Dalberg immer noch, außer den liebenswürdigen,
sehr achtungswürdige Seiten. Er ging doch aus der Vornehmlichkeit
heraus, er liebte und ehrte doch Talent und Geist, wenn er auch
oft das Wahre mit dem Falschen vermischte. Wenn ich aber gar
bedenke, daß er doch sehr viel beigetragen hat, Dir sehr einsame
und trübe Jahre einigermaßen menschlich zu machen, daß er uns,
in jener Zeit wenigstens, alles Gute tat, was von ihm abhing,
und daß wir ihn schätzten und liebten, so habe ich nicht den Mut,
gegen eine Pension zu reden, die er in diesem Alter noch für die
letzten Jahre bekommen kann. Ich handle vielmehr dafür, werde
zwar viel Streit darum haben, aber ich bleibe dabei, ehe ich gegen
alle Treue und gegen alles Andenken an eine mir sehr werte Ver-
gangenheit für das öffentliche Recht und bloß für dies handle,
muß es, und strenger, an den wahren und mächtigeren Schuldigen,
nicht bloß an diesem geübt werden. . . .

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*) Vgl. S. 410.

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