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[ Band 4 Brief 240: Humboldt an Caroline Wien, 12.Februar 1815 ]
er dem König, wie die Sachen ständen, und redete ihm — wie er behauptet — sehr zu, seine Maßregeln danach zu nehmen. Der König aber antwortete: »Lassen Sie nur ihn machen. Mit seinem Genie wird er uns schon noch heraushelfen.« Und dieser Mensch soll wieder regieren! Allein es ist nun einmal so. Man will aus- drücklich, daß es nie eigentlich mit Gerechtigkeit zugehen soll, und diesen Zweck erreicht man denn leicht und reichlich. In Sachsen wird der Ausgang der Sache eine um so tiefbösere Sensation machen, als er ganz unerwartet sein wird. Körner wenigstens schreibt mir vom 1. und scheint noch in vollkommener Sorglosigkeit über eine Teilung. Ich werde ihm noch heute einige Worte sagen. Es ist auch dies ein hübscher Zug am Kanzler, daß er, wie es ausgemacht war, daß Dresden sächsisch bliebe, mir gleich sagte, daß wir nun Körner in unsere Dienste nehmen müßten. Für uns ist die jetzige Einrichtung, obgleich eine bessere möglich gewesen wäre, immer viel zu gut, als daß wir nicht sehr unrecht gehabt hätten, ihr Krieg oder auch nur zu lange Fortsetzung des ungewissen Zustandes vorzuziehen. Bedenke nur, daß das bloße Stehen der Armee auf dem Kriegsfuß monatlich über zwei Millionen Taler kostet. Die Vor- teile, die wir doch noch errungen haben, außerdem, daß wir reichlich und mit einigem Überschuß die Volkszahl von 1805 wiedererhalten, sind: 1. Daß wir alle militärischen Punkte in Sachsen und Thüringen ohne alle Ausnahme nunmehr inne haben. 2. Daß die Staaten nahe dem Rhein einen Umfang und eine Abrundung erhalten haben, daß, wenn man alles, was wir dort zu beiden Seiten des Stromes vereint besitzen, und nur die ganz kleinen, meist mediatisierten Fürsten, die doch immer zu unserm politischen System und unsrer Armee gehören, hinzunimmt, dieser Teil der Monarchie ohngefähr dieselbe Volkszahl hat als die ganze preußische Monarchie bei Friedrichs II. Regierungsantritt. Bekamen 469