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[ Band 4 Brief 238: Humboldt an Caroline Wien, 5. Februar 1815 ]
sie haben nicht meine Toleranz, und ich sage mir oft, daß vielleicht nie eine Allianz mit Österreich gegen Frankreich zustandegekommen wäre, wenn ich recht ehrlich Metternichs auch damaliges Benehmen jedesmal geschildert und nicht immer alles zum Besten gekehrt und allen Erfolg auf mich genommen hätte. Jetzt hat man sich un- mittelbar zu nah gestanden, und da gehn einem die Augen mehr auf, als man wünscht, und manchmal selbst, als es gut ist. Bei allen seinen Fehlern ist Metternich, und zum Teil durch sie, uns doch nützlicher und geneigter als die anderen, Stadion, Zichy, Schwarzenberg, Langenau hier, und es ist immer viel mit ihm anzufangen. Allein jetzt ist es vorbei. Krusemarck *) wird es nicht herstellen, und selbst ich könnte es nicht mehr. Dies ist die traurigste Frucht des Kongresses. Mit Deutschland stellen wir uns jetzt besser als vorher. Die Kleinen fangen an, Vertrauen zu mir zu bekommen. Ich vernach- lässige darin auch nichts; Preußen muß den wichtigsten Einfluß auf Deutschland haben, aber —— das predige ich immer — nicht als zwingende Macht, sondern Deutschland gewinnend und mit seinem eigenen freien Willen. Wodurch wir uns am meisten aus- zeichnen, ist unsere Beschützung der Mediatisierten, allein das macht uns freilich einige Fürsten nicht zu Freunden. Die deutschen Unterhandlungen waren abgebrochen. Sie werden jetzt bald wieder eröffnet werden, und ich habe dazu voll- ständig alle Plane ausgearbeitet und eine Note dazu an Metternich gemacht, die wohl einmal gedruckt werden wird, und die, hoffe ich, Dir gefallen wird. Ich habe mich darin über einige Punkte sehr rein und doch so ruhig ausgesprochen, daß es nur noch mehr treffen wird. ——— *) Vgl. S. 218. 466