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[   Band 4 Brief 229:    Caroline an Humboldt    Berlin, 3. Januar 1815   ]


am Abend ganz unvermutet und wohl aussehend in mein Zimmer.
Sein Wiedersehen hat mir die größte Freude gemacht, und er selbst
war wie außer sich vor Vergnügen. Er traf mich mit allen fünf
Kindern im Zimmer, wie wir ganz allein Tee tranken, und außer
Caroline, die er unverändert fand, konnte er sich über die Größe,
das Wachstum und das blühende Ansehen der übrigen gar nicht
zur Ruhe geben.
Die Kälte ist mit dem neuen Jahr sehr arg geworden, ich halte
mich deshalb sehr ein, ich muß es diesen Winter, um meine Brust
auszuheilen. Gestern abend hatte ich eine kleine Gesellschaft,
Larochens und mehrere Offiziere von Theodors Schwadron. Es
war eigentlich die Feier des neuen Jahres, die den 1. nicht hatte
stattfinden können.
Hier in der Stadt schwanken die Gerüchte über Sachsen einen
Tag so und einen so, doch im ganzen, glaube ich, würde ein Krieg
einen großen Schrecken machen, allein soviel ich beurteilen kann,
mehr unter der Klasse der Niedriggesinnten, wenn ich mich so aus-
drücken darf, der Wuchernden, der Juden. Es gibt auch christliche
Juden. Apropos von Juden. Wohlunterrichtete Menschen be-
haupten, daß alles Geld des Landes, alle Ressourcen in ihren
Händen sind, und daß, wenn wir Frieden behalten, das erste sein
müsse, den Landmann, den Bauer sowohl wie den Adligen etwas
zu erleichtern. . . .


230. Caroline an Humboldt                  Berlin, 5. Januar 1815

Rauch ist mir eine liebe Zugabe von Glück im häuslichen
Kreise. Seine Einfachheit, sein auf seine Kunst fest-
gerichteter Sinn und seine reine Zuneigung zu mir, zu
Dir und den Kindern machen mir ihn sehr teuer.
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