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[   Band 4 Brief 225:    Humboldt an Caroline    Wien, 29. Dezember 1814   ]


läufig zu erzählen) mehr als bloß unangenehm affizierten, erfuhr
erst um Mittag, daß ich nicht beim Kanzler essen konnte, machte
drei fehlgeschlagene Versuche anderswo zu essen, hatte nichts zu
Hause, da mein Koch krank ist, kam nüchtern nach 5 Uhr in meine
Stube, setzte mich so hin zu arbeiten und war nach einer Stunde
Beschäftigung so heiter geworden, daß ich über alle meine Unglücks-
fälle für mich lachte und sehr gut gestimmt bis 10, wo ich zur
Bagration fuhr, um wenigstens zu soupieren, fortarbeitete. Dahin
wird es Theodor, wenn ihn etwas ärgert, nicht bringen, allein dahin
bringt man es auch nie, wenn man sich nicht früh gewöhnt hat,
alle äußeren Eindrücke von innen heraus zu beherrschen. Was
anfangs der Wille erzwingt, tut hernach die Natur und die
Stimmung von selbst und mit Leichtigkeit.
Nun süßes, geliebtes Herz, lebe wohl, verzeih, wenn ich Dir
meine kleinen Unglücksfälle klage, sie sind jetzt alle vergessen, ach,
wenn mir nur von Dir nichts kommt, wenn Du nur wohl und
heiter bist, so ist mir für mich nicht bange. Umarme die Kinder.
Ewig Dein H.


226. Caroline an Humboldt    Berlin, 31. Dezember 1814

So schreibe ich Dir denn zum letztenmal in diesem Jahre,
mein teures, liebes Wesen, was wird das künftige bringen?
Man kann nicht anders, als einen Tag wie den heutigen,
einen wie den morgenden mit den stillen geheimen Schauern der
Brust durchleben, die nur die nicht fühlen, die sich überhaupt in
allem übertäuben. Gestern hat mir Kohlrausch die Hamburger
Zeitung gebracht, in der über Dich ein Aufsatz steht. Von wem
mag er sein? Hier rieten zwei Menschen auf Varnhagen, allein
ich glaube es eigentlich nicht.

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