< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 225: Humboldt an Caroline Wien, 29. Dezember 1814 ]
225. Humboldt an Caroline Wien, 29. Dezember 1814 Es ist mir sehr lieb, wenn Du Gneisenau öfter siehst. Er ist, seine Schwäche, nämlich eine beinah kindische Eitelkeit abgerechnet, sehr brav und sehr klug. Er meint, daß ein Krieg über Polen der erste und nächste sein werde? An einen über Sachsen scheint er also nicht zu denken. Ich zweifle auch daran, allein die Ansichten sind doch soso, und daß wir ganz Sachsen, wie ich immer darauf bestehen werde, ohne Krieg oder dringende Gefahr des Krieges haben können, glaube ich nicht. Es war noch heute eine Konferenz bei Metternich, und es ist mir immer ganz sonderbar, daß in derselben Stube, in der ich soviel von der Allianz gesprochen, jetzt ganz andere Reden fallen. Im Grunde ist’s aber immer dasselbe. Es ist auch jetzt noch der gleiche Kampf, zwischen denen, die dem Französischen unter allen Gestalten und den alten Anhängern Napoleons geneigt sind, und denen, die dies in Abscheu haben. Blücher grüße, wenn Du ihn siehst. Ich habe ihn gern und habe ihn freilich sehr lustig gesehen. Er ist ein närrischer Mensch, dem man immer sehr gut sein muß. Was Du von Theodors Müßiggang sagst, der ihn trüb und unlustig mache, ist sehr wahr. Man muß aber immer an die Stelle in Hermann und Dorothea denken, »daß man die Kinder nehmen muß, wie sie sind«. Woher er jene Unlust und jenen Müßiggang hat, weiß ich nicht. Von Dir gewiß nicht und gleich wenig von mir. Ich habe noch heute mir selbst einen Beweis von innerer Elastizität gegeben, über den ich selbst habe lachen müssen, als es vorbei war. Ich hatte von 9 bis 12 eine langweilige, von da bis 4 eine unangenehme Konferenz gehabt, war sehr verstimmt über alle großen Sachen, bekam zwei Briefe, die mich (die Ursache wäre zu weit- 444