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[ Band 4 Brief 217: Caroline an Humboldt Berlin, 28. November 1814 ]
fürstlicher regierender Familien nicht wie die Erbfolge gewöhnlicher Privatpersonen betrachten. Gäbe es ein Reich, einen Kaiser von Deutschland, so dünkt mich, hätte der König von Sachsen verdient, in die Acht erklärt zu werden. Daß es keinen Kaiser gab, ent- bindet ihn doch nicht der Fürstenpflichten gegen sein Land, und daß er diesen zuwider gehandelt, läßt sich, glaube ich, beweisen. Das Königreich Hannover mißfällt mir auch sehr, ich gestehe es Dir. Nicht wegen der tieferen Plane, die vielleicht für die Zu- kunft damit verbunden sind allein, aber wegen der Nachahmung französischer alberner Standeserhöhungen. Bei Gott, es kommt ja heraus, wie ein Avancement unter den großen Herren. Das hätte, meine ich, einer der ersten Schritte sein sollen, daß man den avancierten Fürsten unter Napoleon, wie Bayern, Württemberg usw. angedeutet hätte, freiwillig auf ihre Titel als etwas sie selbst Befleckendes zu entsagen und ihre früheren Namen wieder anzu- nehmen. Namen sind nicht eine so ganz gleichgültige Sache. Und soviel Spuren wie möglich der Herrschaft Napoleons bei uns in Deutschland zu vertilgen, sollten wir uns doch wirklich angelegen sein lassen, ach, die Spuren des Elends, die diese verruchte Herrschaft über uns gebracht hat, vernarben doch so bald nicht! Alles gratuite Beibehalten derselben, alles Tragen von Orden aus jener Zeit und dergleichen, was eben in denselben Artikel gehört, kommt mir vor, wie wenn man die Kleidung aus dem Zuchthause trüge, nachdem man daraus entlassen ist. Ich versichere Dir, daß trotz meiner Freude, hier zu sein, wo es mir vorkommt, daß doch die reinste politische Luft weht, ich doch manchmal ganz traurig bin, nicht in Wien zu sein, um Dir hie und da ein Viertelstündchen bei der Arbeit zu erheitern, denn es muß doch das Sehen mancher Leute ein bestimmt unangenehmes Gefühl erwecken. Gentz scheint hier in schlimmem Ruf zu stehen. Eine ganz 425