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[ Band 4 Brief 217: Caroline an Humboldt Berlin, 28. November 1814 ]
217. Caroline an Humboldt Berlin, 28. November 1814 Deine teuren Briefe, liebster Mann, Nummer 39 und 40, sind mir gestern und heute richtig zugekommen. Deine heutige Äußerung über Sachsen stimmt nur zu sehr mit dem, was hier im Publikum munkelt. Ich gestehe gern, daß es mich sehr verdrießen würde, wenn wir es nicht bekämen. Wie mir vorkommt, so kann der König nicht wohl zurück, ich meine der unsere. Es würde keine Großmut mehr für den König von Sachsen, es würde eine Schwäche dem unsrigen ausgelegt werden, ein Wollen und Nichtdurchsetzenkönnen, was immer von allem Be- nehmen das Fatalste ist, und am allerwenigsten dem Lande und dem Könige ziemt, das unter allen Ländern und allen Fürsten Deutschlands am glänzendsten gehandelt hat, und dem Deutsch- land eigentlich allein seine Befreiung vom französischen Joch zu verdanken hat. Alle haben daran teilgenommen, ich weiß es wohl und will den Ruhm der anderen nicht schmälern, allein Preußen ist das Herz dieser großen Unternehmung gewesen, das Herz, in dem alle Lebenspulse schlugen. Wenn Sachsen jetzt nicht unser würde, so ist auch zu bedenken, daß wir einen sehr boshaften und erbitterten Nachbar an ihm haben werden, dahingegen weise und liberale Behandlung uns in wenig Jahren mit diesem Lande einen müßten. Und allen Wohldenkenden durch das ganze weite Vaterland hin wäre die moralische Garantie genommen, die sie in Preußens vergrößerter konsolidierter Macht allein für die Ereignisse der Zukunft finden können. Schonung gegen den König von Sachsen scheint mir in diesem Fall nur Schwäche. Der Fall scheint mir aber der, wo man sein ganzes verräterisches Betragen der Welt darlegen muß. Ein Fürst, der wie er gehandelt hat, dem kann man nicht den Mittelpunkt von Deutschland anvertrauen, auch scheint mir, kann man die Erbfolge 424