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[ Band 4 Brief 204: Caroline an Humboldt Berlin, 4. November 1814 ]
Wunsche, daß wir doch künftig manchmal wieder in einer Stube zusammen arbeiten möchten. Ich will das sehr gern. Burgörner hat mich sehr lieb und traulich an unser früheres Leben erinnert, ich könnte da in stiller Gegenwart und lebendiger Erinnerung den Winter verleben, allein den Kindern würde es doch wohl zu ein- förmig sein. Die liebe, alte Pappelallee muß abgehauen werden, beinah alle Bäume sind faul, und kein junger Baum kommt in den alten Stellen nach. Ich breche ab, um den Kurier nicht zu versäumen, ein Mehreres nächstens. . . . 205. Caroline an Humboldt Berlin, 7. November 1814 Ich nehme, süßes Herz, Deine Briefe der Reihe nach vor, um sie zu beantworten. . . . Aurore hat mir oft ähnliche Dinge über unser gegen- seitiges Verhältnis gesagt. Ich versichere Dir aber aufs heiligste, daß ich von jeher, jung, und eben auch jetzt recht oft ein Gefühl von tiefer Beschämung habe und weiß, daß Du mit allen Gaben, die Du von der Natur hast, eine schönere, klügere, vorzüglichere Frau hättest haben können. Antworte mir nicht darauf! Wir wollen uns, bei Gott, keine Komplimente machen, allein ich weiß recht gut, wie wenig ich eigentlich bin, und wieviel Du verdientest. Ich bin vorgestern nachmittags bei der Prinzessin Wilhelm *) gewesen und bin so empfangen worden, wie ich es nur hätte wünschen können. Über einiges sprach sie mit einem unendlich liebenswürdigen Gehenlassen und wahrer Vertraulichkeit. ——— *) Marianne, Prinzessin v. Hessen-Homburg, geb. 1785, † 1846, ver- mählt mit Prinz Wilhelm v. Preußen, Bruder Friedrich Wilhelms III. 402