< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 4 Brief 204:    Caroline an Humboldt     Berlin, 4. November 1814   ]


204. Caroline an Humboldt                  Berlin, 4. November 1814

Ich bin vorgestern hier angekommen, geliebtes Herz, allein
Gott weiß, daß es mir nicht möglich gewesen ist, früher
zu schreiben.
Den 2. mittags kam ich denn hier an. Bertha Laroche *)
empfing mich in der durch den guten Hedemann gemieteten Wohnung
und half mir in den ersten notwendigen Arrangements. Dann ging
ich mit ihr und den Kindern zu ihren Eltern. Carl **) hatte Vortrag
und kam erst später. Alle empfingen mich mit Liebe und Innigkeit.
Die Frau, Carls Frau, hätte ich mir anders gedacht. Ich habe
Carl noch keinen Augenblick allein gesehen, und doch fühl ich, daß
er sich danach sehnt. Bertha gefällt mir ungemein und hat etwas
sehr Zartes und Feines. Hellmuth ist Larochens Ebenbild wie er
jung war. Die Kinder gefallen sich ungemein in dieser Familie
und sind sehr glücklich, in Berlin zu sein.
Die Schönheit der Stadt, der freudige Geist, der einen jeden
belebt, den man sieht, und der seinen Platz ausgefüllt hat, erquickt
das Gemüt. Ich muß es immer beklagen, nicht die Aufgeregtheit
des Jahres 13 und 14 hier gesehen zu haben.
Nächstdem sah ich Carl v. Röder ***), der mir womöglich noch
mehr gefallen wie sonst.
Ich wende mich nun zur Beantwortung Deiner früheren Briefe.
Für Lolo Schiller wünsche ich sehr, daß Du etwas mögest zustande
bringen. Ihre Lage ist doch sehr bedrängt, und nun kosten ihr die
Söhne mehr. Einen solchen Namen in drückender Dürftigkeit zu
wissen, schmerzt einen ungemein.
Wie unendlich lieb bist Du, mein teurer Wilhelm, in dem

———
*) Tochter Carls v. Laroche.
**) Vgl. Bd. I, S. XIII.
***) Vgl. S. 23.

                                                                       401