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[   Band 4 Brief 200:    Humboldt an Caroline    Wien, 12. Oktober 1814   ]


beim auswärtigen Departement angestellt. Man sagt mir, er
sprach mir noch nicht davon, daß er die kleine Levy nunmehr ge-
heiratet hat. So kann sie noch einmal eine Gesandtenfrau und
Exzellenz werden. Es ist nichts, was der Jude nicht erreicht. Für
den armen Menschen tut es mir leid. Die Levy hat gewiß sehr
schätzenswürdige und seltene Seiten von Geist und Charakter, aber
ihr Alter, ihre Kränklichkeit, und der ganze Zuschnitt, den sie nun
einmal ihrem Leben gegeben hat, sind der Ehe innerlich und selbst
äußerlich, und die Sache ganz bürgerlich genommen, entgegen.
Ein Mann kann mit ihr nicht anders als wenigstens insofern
unglücklich sein, daß er eine in jeder Rücksicht genugtuendere Wahl
hätte treffen können.
Lebe wohl, teure, einziggeliebte Seele. Ewig Dein H.
 

201. Caroline an Humboldt              Rudolstadt, 6. Oktober 1814

Ich bin gestern nachmittag hier angekommen, teures Herz,
es war gerade Essenszeit, ich stieg in dem Wirtshaus zu
den Rittern ab, aß, zog mich und die Kinder ein wenig
um und schrieb dann einige Zeilen an die chère mère *). Diese
kam dann sogleich mit der Wolzogen, die eine Stunde vorher an-
gekommen war, herunter und sagte mir, die Fürstin sei über Land
auf ein neugekauftes Gut gefahren, werde aber abends zurück-
kommen, und sie habe den Auftrag, mich, wenn ich indes ankommen
sollte, aufs Schloß zu führen und einzulogieren. So wurde es
denn auch. Wir fuhren hinauf. Die Schillern war indes von
einem Spaziergange, den sie mit einer Tochter des Prinzen Karl
gemacht hatte, zurückgekommen, und wir fanden uns en famille
zusammen bei der chère mère.

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*) Frau v. Lengefeld.

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