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[   Band 4 Brief 197:    Caroline an Humboldt     Heidelberg, 27. September 1814   ]


Wir aßen gegen 2 und bestiegen um 3 Uhr den Turm bis
zur Plattform. Das Wetter war ungemein heiter und schön, und
man sah die Gegend, die aber freilich nur eine fruchtbar schöne
ist, so weit wie irgend möglich.
Von Kehl fuhr ich den 25. bis Bruchsal, den 26. zu mittag
hierher. Hier fand ich Goethe bei den Gebrüdern Boisserées und
wurde aufs herzlichste, zärtlichste möchte ich sagen, von ihm
empfangen. Auch Schlosser *) war mit Goethe hergekommen.
Letzterer kam noch am Abend 9 Uhr gestern zu mir, so verlebte
ich beinah den ganzen Nachmittag mit ihm und gehe jetzt zu
Boisserées, wo ich mit ihm die Bilder sehen werde. Er geht mit
der Idee um, vielleicht weiter in die Schweiz, vielleicht nach
Italien zu gehn, und dann nach Paris, wo er sagt, daß seine
größte Bestimmung dazu sei, daß wir dann da sein würden. Er
will, sagt er, im Vollgenuß aller Kunstwerke bleiben. Wenn man
alt werde, müsse man nach außen suchen. Er sieht sehr wohl aus,
ich finde ihn in den zehn Jahren, wo ich ihn nicht sah, kaum
gealtert. Er grüßt Dich herzlich.
Verzeih meine Eile, süßes Herz. Mit meiner Gesundheit
geht es leidlich. Noch einmal schreib ich von hier. Ewig Dein.


198. Caroline an Humboldt          Heidelberg, 28. September 1814,
                                                            10 Uhr

Ich sehne mich unbeschreiblich nach einem Wort von Dir,
mein süßes Herz, allein, noch habe ich keinen Brief. . . .
Ich bin gestern vier Stunden bei Boisserées mit
den Kindern und Goethen und Schlossern gewesen und gehe jetzt

———
*) Fritz Schlosser, Neffe von Goethes Schwager.

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