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[ Band 4 Brief 193: Caroline an Humboldt Coppet, 28. August 1814 ]
Rechten willen tut und gar an weiter nichts denkt, so freut es einen innig für die, die man liebt, wenn man sie anerkannt fühlt und sieht. Hier habe ich Madame de Ramford, den Chevalier und Lady Davy kennen lernen, alle voll von Alexanders Lob, aber eines sehr französischen. Ich muß doch noch von der Staël schreiben. Eine solche wunderbare Veränderung kannst Du Dir nicht denken. Sie ist mit allem, was geschieht, eigentlich unzufrieden und möchte aus dem Zustande, in dem die Welt war, sie übergehen sehen mit einem Male zu dem einer gesetzmäßigen Freiheit und konstitutionellen Verfassung wie die englische. Die Rückkehr der Bourbons in Frankreich ist ihr unlieb, sie will durchaus die unleugbare Anhänglichkeit der Völker zu ihren angeborenen Fürsten nicht anerkennen. Sie hätte Karl Johann *) auf den französischen Thron gewünscht. Sie ist unglaublich auf Österreich erbittert. Von Preußen, der Nation meine ich, wagt sie nur mit Achtung zu reden. Den tiefsten Dorn aber hat sie über unser allerseitiges Kommen bis Paris, und darüber ist sie ganz Französin — sie hofft, daß in Italien die Österreicher es so un- geschickt machen werden, daß dort Napoleon noch eine Rolle spielen wird. Überhaupt hat sie über diesen und über die Franzosen eine solche Weichmütigkeit, daß ich’s nicht lassen konnte, ihr zu sagen, sie spräche über ihn und über sie, wie man manchmal über einen Menschen spricht, der tot ist, und dem man meint im Leben nicht genug Ehre erwiesen zu haben. Sie ist fürchterlich aufgebracht gegen alles, was der Papst und Ferdinand VII. in Religionssachen tun, mit einem Wort, es ist schwer, mit ihr leben, und der Streit geht nicht aus, besonders mit A. W. Schlegel. Er ist wie die Zielscheibe ihres Streites, und doch, wenn er nicht da ist, so kann sie ihn nicht entbehren. ——— *) Bernadotte, vgl. S. 55. 383