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[ Band 4 Brief 181: Humboldt an Caroline London, 21. Junius 1814 ]
So gehe ich nun heute über acht Tage von hier ab und bleibe in Paris, bis der Kongreß, wenn er noch zustande kommt (denn alles ist zweifelhaft), anhebt. Dann gehe ich mit Talleyrand dazu hin und lasse einen Geschäftsträger. Auf dieser Reise erst kann ich und dann natürlich nur sehr flüchtig zu Dir kommen. Es schmerzt mich unendlich und raubt mir die schönsten Hoffnungen, aber ich kenne Dich genug, um doch zu fühlen, daß Du mich darin billigst. Ich schließe jetzt, liebe, teure Li. Ich wiederhole es, ich bin in vielfacher Besorgnis. Wenn wir uns sprechen, werde ich es Dir ausführlich erklären. Allein, je mehr Haltung und Einigkeit den Dingen fehlt, desto mehr muß jeder arbeiten, wenigstens auf seinen Standpunkt wohl zu achten, und das werde ich tun und redlich tun. Meine Lage in Paris wird höchst schwierig sein, aber ich mache mich darauf gefaßt und werde mich ihr so widmen, daß ich hoffen kann, sie auszufüllen. Gedenke meiner indes mit Liebe; ich kann heute nicht mehr sagen. Es liegt mir daran, Dir diesen Brief durch Pourtalès *) zukommen zu lassen, und Pourtalès muß schleunig abreisen. Der König geht morgen nach Portsmouth, von da nach Dover, dann über Paris nach Neufchatel und von da über Karls- ruhe, wo er den Kaiser Alexander findet, nach Berlin, wo er am 21. ankommen will. Der Kanzler macht die Reise mit, bloß mit dem Unterschiede, daß er erst in acht Tagen von hier abgeht. Beide kommen nach Bern am 10. oder 11. Sobald sie ankommen, schicke zum Kanzler, und schreibe ihm einige Worte, daß Du ihn zu sehen wünschest. Es liegt mir daran, daß Du ihn kennest. Er wird Dir gefallen. Ich werde es ihm auch sagen. Pourtalès kann Dir, wenn Du nach Neufchatel gehen solltest, nützlich sein. ——— *) Ludwig Graf v. Pourtalès, geb. 1773, † 1848, Präsident des Staats- rats des Fürstentums Neuenburg. 359