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[   Band 4 Brief 171:    Caroline an Humboldt     Bern, 28. Mai 1814   ]


nicht nach Spanien begleiten konnte wegen des konskriptionsfähigen
Alters, der sollte in deutschen Händen sein, mit dem was dazu
gehört.
Die Kinder grüßen aufs innigste. Deine Li.


172. Humboldt an Caroline                       Paris, 23. Mai 1814

Ich schreibe Dir, liebe Li, bei Metternich, im Warten auf
eine Konferenz, und indem eine Menge Menschen um
mich her sprechen. Ich habe noch immer keine andere
Nachricht von Dir, süße Seele, als vom Tage Deiner Ab-
reise, und bin sehr begierig darauf. Denn ich leugne Dir
nicht, daß der Zustand Deiner Gesundheit mich nicht ohne Sorgen
läßt. . . .
Man wird hier seiner Zeit nicht Herr und seines Lebens
nicht froh.
Daß die Staël hier ist, weißt Du vermutlich aus den öffent-
lichen Blättern. Ich sehe sie auch selten, habe aber neulich bei
ihr gegessen. Sie scheint mir noch nicht in ihrer rechten Assiette
hier zu sein, auf der einen Seite weniger lebhaft und gesprächig
als sonst, auf der anderen aber auch oft gereizter, als es die An-
nehmlichkeit der Gesellschaft verträgt. Sie scheint übrigens mit
allen Mächten gut zu stehen, und ich habe noch neulich mit ihr
bei Talleyrand gegessen, der mich ausdrücklich auf sie gebeten
hatte.
Lebe wohl, mein einzig geliebtes Wesen.
Ewig Dein   H.

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