< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 171: Caroline an Humboldt Bern, 28. Mai 1814 ]
andere, so wünsche ich, daß die lieben Mädchen seien, und in Adelheid und Gabrielle bildet sich ein solches Gemüt. Gabrielles Geburtstag ist heut. Ein Reichtum an Liebe und Innigkeit ist in dem zarten Wesen. Ich möchte freundliche Gewalten noch ganz besonders für sie anrufen, denn ich finde alle Anlagen tiefer Leiden- schaftlichkeit in ihr. Ich lasse sie selbst deshalb weniger deklamieren als vorher. Es ist unmöglich, diese Stimmeninflexionen zu hören, ohne zu erkennen, daß diese Stimme mit Tieferem zusammenhängen muß. Gott gebe ihr Glück in einem, sonst würde mir sehr bange um Gabrielle sein. Zwar kann auch das leidenschaftlichste Gemüt geläutert hervorgehen aus dem Labyrinth von Qualen, was ein unergründlich Geschick neben das Paradies gestellt hat, allein wie viele gehen auch unter darin! Für Adelheid bin ich ruhiger. Sie hat wie in ihren Zügen in ihrem Wuchs etwas, was mir nicht eben sagt, daß es sie schützen wird gegen den tiefsten Schmerz des Herzens, aber was Hoffnung gibt, daß sie ihrer Herr werden wird. Hedemann erwarte ich mit Liebe und Freude. Ich werde nichts dazu tun (Du weißt, was ich meine), ich glaube, das sind Dinge, die man bei so edlen Charakteren gewähren und sich von selbst entfalten lassen muß. Es freute sie sehr, daß Hedemann käme, uns zu sehen, aber mehr kindlich, als daß sie irgendeine andere Idee damit verband. Er ist ein edler Mensch, und wenn sie sich lieben, so gönne ich sie ihm. Es ist ein Schatz von Liebe und Frohsinn und zugleich von Tiefe in ihr. Ganz, ich gestehe es Dir, bin ich, soweit man im Publikum die Verhandlungen kennt, nicht mit dem endlichen Abschluß zu- frieden. Eine recht militärische Sicherheit scheint mir nicht zu sein, und das sollte doch nach so großen und glücklichen Anstrengungen. Der Ort *), aus dem der **) gebürtig ist, der uns im Jahre 1799 ——— *) Straßburg. — **) Schweighäuser. 340