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[   Band 4 Brief 166:    Humboldt an Caroline    Paris, 28. April 1814   ]


einem Felsstück oder ist vielmehr halb sitzend und halb angelehnt.
In einer Hand hält er einen Bleistift, in der anderen ein Papier.
Er hat einen offenen dunkeln Überrock an und Stiefel. Der Hut
liegt neben ihm auf dem Boden. Um ihn ist eine amerikanische
Landschaft: Schneeberge, Palmen. Die Ähnlichkeit hat mir auf
den ersten Anblick nicht frappant geschienen, sie ist es auch nicht,
wenn man das Bild zu nahe ansieht. Aber in einer gewissen Ent-
fernung findet man den Geist und den Charakter der Physiognomie
noch mehr als gerade pünktlich die Züge wieder. Wäre es möglich
gewesen, damit noch eine mehr in die Augen fallende Ähnlichkeit
zu verbinden, so würde eine solche Art, Porträts zu behandeln,
sehr lobenswürdig sein.
Ich kann aber übrigens nicht sagen, daß, nach Alexanders
Porträt zu urteilen, Steuben gerade französische Manier hat. Die
Stellung und Behandlung ist viel natürlicher als in Gérards
Bildern und das Kolorit bei weitem lebendiger und besser.
Der arme König ist krank, das Übel hat mit Zahnweh an-
gefangen, ist aber nachher allgemeiner geworden. Alexander liest
ihm in seiner Krankheit vor, chambellan und lecteur en titre, er
geht auch mit nach England und steht in der höchsten Gnade.
Ob wir gleich beide sehr beschäftigt und zerstreut sind, so sehen wir
uns doch meist alle Tage. Er ist äußerst gut und freundschaftlich mit
mir. Der erste Teil seiner Reisebeschreibung, die eigentliche
Schilderung des Gesehenen und Erfahrenen, ist nun erschienen.
Er hat mir neulich mehrere Stellen daraus vorgelesen. Sie waren
auch recht sehr gut und einige merkwürdig. Gustav *) wird sich
unendlich freuen, Dich wiederzusehen. Ich war mit dem Staats-
kanzler bei ihm. Der Staatskanzler hat das sehr Gute, daß er
merkwürdige Menschen gern und immer von selbst aufsucht. So
hat er auch von selbst mich gebeten, ihn zu Schlabrendorff zu

———
*) Graf Schlabrendorff.

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