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[ Band 4 Brief 164: Caroline an Humboldt Wien, 2. Mai 1814 ]
Es freut mich unbeschreiblich, daß er eine so schöne Wirksamkeit *) hatte. Wie muß er sich die Brust erleichtert fühlen von dem schweren Druck, der auf ihr lag. Ich besinne mich noch recht gut, den Mittag im Bröhl, wo auch die Hedemanns aus dem Hol- steinschen mit hinausgefahren waren, wie er mir bei Tisch sagte: »Ja, wenn man die Schmach der vergangenen Jahre rühmlich durch- gefochten hätte und sähe dann die wieder, die man liebt und ehrt, das müßte ein seliges Wiedersehn sein.« Nun ist es so gekommen, wenigstens mit dem rühmlichen Durchfechten, und das Wiedersehn wird auch kommen. Wird er mich nicht etwa in der Schweiz be- suchen? Verzeih den kurzen Brief, allein die Auflösung der Wirtschaft hier ist schrecklich. . . . Glaube nicht, mein Herz, daß es mich nicht gewaltig tentiere nach Paris zu gehn. Allein etwas muß ich in freier Luft sein. Sage Schlabrendorff, daß ich mich nach niemand mehr wie nach ihm sehne. Ach, Du kannst es mit Wahrheit. Diese herrliche Natur, selbst ihr Untergehn in dem Wust des Lebens, das darüber hinflutet, hat für mich einen eignen, tiefen, obgleich schmerzlichen Reiz. Spielt nicht alles Tiefe um Schmerzensgefühle? Die Kinder grüßen. Deine Li. 165. Caroline an Humboldt [Ohne Datum] Im Moment der Abreise beinah bekomme ich Deine ge- liebte Nr. 200. Mein teurer Wilhelm, tausend Dank. Vergib, daß ich nicht schrieb all diese Tage. Ich war immer leidend, und das furchtbare Packen und Ausziehen! Es ist ——— *) Vgl. S. 312. 326