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[ Band 4 Brief 159: Humboldt an Caroline Paris, 15. April 1814 ]
Dabei fand man ganz unerwartet seine Bekannten wieder; so bin ich eine ganze Zeitlang neben Windischgrätz geritten, den ich seit Frankfurt nicht gesehen hatte. Er ist wohl und grüßt Dich herzlich. Unsere Garden nahmen sich sehr gut aus, und vorzüglich die Engländer ziehen sie immer den russischen vor. Diese sind freilich im Äußeren glänzender, aber die Engländer sagen mit Recht, daß unsere individueller, menschlicher und besser aussähen. Der Bau der Russen ist selbst bei den größesten und in die Augen fallendsten Leuten fehlerhaft. Nachher habe ich Schlabrendorff besucht. Er hat sich sehr gefreut, mich zu sehen, und läßt Dir unendlich viel Liebes und Freundliches sagen. Er sagt, diesen Winter recht krank gewesen zu sein, und geht noch nicht aus. Doch denkt er es bald zu tun. Er hat sehr gealtert, und sein Kostüm übertrifft fast das sonstige. Ein ungeheurer Bart, keine Strümpfe und einen Überrock, der wohl noch derselbe sein kann, in dem wir ihn verlassen haben. Seine Lebhaftigkeit hat jedoch nicht abgenommen. Er spricht noch gleich gern und gleich anziehend und ist über die neuesten Vorfälle sehr interessant zu hören. Ich freue mich im voraus darauf, daß Du ihn wiedersehen wirst, und ich nehme das als gewiß an, da Du doch gewiß im Sommer hierher kommst. Hedemann habe ich gesehen und heute mit ihm und Theodor gegessen. Ich hatte selbst vorher beim König essen müssen. Nach Tisch bin ich mit ihnen ins Schauspiel gegangen. Hedemann hat in der letzten Zeit eine bedeutende und glückliche Wirksamkeit gehabt. Der Prinz *) führte eine Brigade von 5000 Mann Infanterie und einem Husarenregiment, und Hedemann hat, als sein General- adjutant, alles dabei zu besorgen gehabt. Noch in der Schlacht vor der Barriere von Paris hat diese Brigade sehr gut getan. Die ——— *) Prinz Wilhelm von Preußen, geb. 1783, † 1851, dritter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm II. 312