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[ Band 4 Brief 163: Humboldt an Caroline Paris, 26. April 1814 ]
und Sand hätte. Ach! es ist und bleibt eine alle Imagination austrocknende Wüste. Beides und Paris verbinden zu können, wirst Du vielleicht nicht glauben, und dann wird Dir auch Dunker *) und die Pflicht wegen der Güter einfallen, und so kann leicht die Wagschale des Montblanc und der Jungfrau steigen und Dunker seine sinken, und Du in die Goldene Aue kommen. Die nun liebe ich einmal und lasse mich nicht darin stören. Du hast da Deine ersten Jahre verlebt und umgibst mich in allem, was ich dort sehe. Diesem Zauber kann ich auch, wenn ich bloß daran denke, nicht widerstehen, und er würde sich nicht verlieren, wenn ich auch jahrelang dort lebte. Es geht nichts in der Welt über das Glück einer tiefen und einzigen Liebe, und da, wo die zuerst im Busen heimisch wird, ist auch des ganzen Menschen wahre und eigentliche Heimat. Es wandelt mich jetzt unglaublich oft eine unwiderstehliche Sehnsucht an, wieder mit Dir und den Kindern allein, von allen Menschen fern und möglichst frei von Geschäften zu leben, und ich habe schon tausendmal angestanden, ob ich nicht ganz einfach fordern sollte, nachdem ich einige Jahre mit Anstrengung gedient habe, nach Rom zurückgeschickt zu werden. Wenn ich darauf be- stände, setzte ich es durch. Allein es geht nicht, man muß seinem Schicksal folgen und sich vom Strom forttragen lassen. Man würde es reinen Egoismus nennen, ohne durch Alter oder Krankheit entschuldigt zu sein, einen unbedeutenden Posten zu suchen, und sich demjenigen, das man noch leisten kann, zu entziehen, und der Mensch muß, was er einmal anfängt, vollenden. Ich muß meine Laufbahn verfolgen und sehen, wohin sie mich führt. Ich werde also gewiß keinen solchen Schritt tun, aber meine Neigung und meine Sehnsucht wendet sich darum nicht minder zum stillen Allein- leben mit Dir, mein innigliebes Herz. ——— *) Der alte Sekretär des verstorbenen Präsidenten v. Dacheröden, der die Güter verwaltete. 322