< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 162: Caroline an Humboldt Wien, 24. April 1814 ]
Mittag bei mir, und obgleich auf eine wirklich große und schöne Art gefaßt, sah und fühlte ich doch ihr armes Herz tief zer- rissen. Die Ramdohr *) ist vor einigen Stunden fort und war bis zum Ohnmächtigwerden bewegt. Ich soll also nach Paris kommen? Ich habe die größte Lust, einige Menschen dort zu sehen, die ich, wie Du weißt, unendlich liebe. Am gescheutesten finde ich aber, mit der Schweiz anzufangen et de voir venir les événements. Ich werde den 7. Mai von hier über Linz, Salzburg, Innsbruck nach Lindau, Zürich, Bern gehen, wo ich mich vorläufig etablieren werde. Wenn ich augenblicklich gehen und noch eine 14 Tage mit Dir in Paris sein könnte, würde ich das tun, allein so schnell kann ich weder reisen, noch fort von hier, und ich käme vielleicht an, wenn Du und Theodor eben auf dem Sprunge ständest. Von Bern aus kann ich immer nach Paris und tue es auch, wenn die Umstände es erlauben, um den guten alten Gustav zu sehen. In Paris, außer dem Reiz, den nun einmal diese Stadt durch Jugenderinnerungen und durch die Geburt meiner lieben Mädchen und den Schmerz um Luise hat, außer allem diesem ist von Mensch zu Mensch einzig Gustav mir unbeschreiblich interessant und wichtig, und freilich fühle ich, daß, um ihn noch einmal im Licht dieser Sonne zu sehen, man nach Paris kommen muß, denn er wird nicht gehen. Man gibt hier keine Pässe auf die Orte, wo die Souveräne und also die Hauptquartiere sich befinden, und also jetzt keine auf Paris. Ich bitte Dich daher, mir einen, der mir à tout événement dienen könnte, zu verschaffen und ihn mir nach Zürich zu schicken. Du kannst ihn ja wohl so stellen lassen, daß er auf drei bis vier Monate gültig ist. Ich habe unsere drei Töchter, Hermann en bas âge, Herrn Grossing, 28 bis 30 Jahr alt, Therese, die Französin, ——— *) Vgl. S. 90. 320