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[ Band 4 Brief 160: Humboldt an Caroline Paris, 18. April 1814 ]
wieder Wann aber nur sehe ich Dich? Ich sehne mich unglaublich danach. Werde bald wieder besser, süße Seele. Ewig Dein H. 161. Humboldt an Caroline Paris 21. April 1814 Ich habe gestern, liebe Li, Deinen teuren Brief vom 11. be- kommen . . . Vermutlich kanntest Du am 11. die Ent- setzung Napoleons noch nicht. Heute steht eine Abschieds- rede in den Zeitungen, die er an die Garde gehalten hat. Sie ist wirklich authentisch. Eine Stelle ist himmlisch: »J’aurais pu mourir, il m’ent éte facile de le faire; mais non, j’ai voulu suivre le chemin de l’honneur.« Nachdem er hierauf die Chefs umarmt hatte, hat er sich den Adler bringen lassen, hat ihn auch umarmt und gesagt: »Cher aigle, que ces baisers retentissent à la postérité.« Was aber wunderbarer ist als alles dies, ist, daß die Leute über diese Anrede wie außer sich gewesen sind, sich auf die Erde ge- worfen, geweint und unaufhörlich »Vive Napoléon« gerufen haben. Überhaupt hängen in der Armee ihm noch sehr viel Menschen an, und auch hierin zeigt sich die größere Treue des Volkes und gemeinen Mannes. Die Vornehmen haben ihn augenblicklich verlassen, wie das Glück ihm den Rücken wandte; die gemeinen Soldaten sehen nichts in ihm als einen Waffengefährten und einen Menschen, dem sie gewohnt waren zu gehorchen. Wie er in den Wagen gestiegen ist, hat er seine Fassung einigermaßen verloren und soll geweint haben. Er fragte noch nach seinem Kammerdiener Constant; dieser aber hatte sich versteckt, vermutlich um nicht mitzugehen, so hat er abreisen müssen. Von uns begleitet ihn Graf Truchseß *), der Mann der Hohenzollern. Es ——— *) Graf Truchseß von Waldburg, Erbherr auf Kapustigal, geb. 1776, † 1844, seit 1803 vermählt mit der Prinzessin Antoinette von Hohenzollern- Hechingen. 318