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[ Band 4 Brief 152: Humboldt an Caroline Dijon, 4. April 1814 ]
kommen und nahm ihm 83 Kanonen. Die schlesische Armee zeichnete sich, auch noch unter den Mauern von Paris, vorzüglich aus. Es wurde darauf ein vierstündiger Waffenstillstand geschlossen, und Mortier und Marmont kapitulierten für Paris, so daß sie freien Abzug hatten, Paris übergeben wurde, und man die Stadt nur dem Wohlwollen der Verbündeten empfahl. Beim Einzug der Truppen war der Jubel des Volks, wie alle Berichte einstimmig versichern, ungeheuer. Bis auf die Dächer war alles mit Menschen bedeckt, und des Beifallrufens war kein Ende. Das Volk zog darauf nach dem Platz Vendôme und wollte die Statue Napoleons umstürzen, aber sie stand zu fest, und sie mußten das Unternehmen aufgeben. Am 30. erschien noch Caulaincourt *) mit Friedensvorschlägen an den Vorposten, wurde aber mit der schon verbreiteten Deklaration zurückgewiesen. Am 31. kam Flahault **) von Napoleon mit dem Befehl an, die Stadt aufs hartnäckigste zu verteidigen, allein die Kapitulation war schon abgeschlossen. Napoleon selbst hat sich nach Fontainebleau gewandt, und die Armeen sind gleich, ver- mutlich mit Zurücklassung einer hinlänglichen Garnison, wieder von Paris weg auf das linke Seineufer gegangen, wo am 2. Napoleon angegriffen werden sollte. Gneisenau schreibt an den Kanzler, daß der Kampf nicht mehr furchtbar sein werde. Napoleon hat un- gefähr 16000 Mann Garden und im ganzen zwischen 30 und 40 000 Mann bei sich. Kann er aber einer Schlacht aus- weichen und sich außer mit Mortier und Marmont, die etwa 50 000 bei sich haben und gewiß zu ihm gestoßen sind, mit Soult ***) verbinden, so kann er seine Armee noch auf 80 000 Mann bringen. ——— *) Vgl. S. 52. **) Auguste Charles Joseph, Graf v. Flahault, geb. 1785, † 1870, Adjutant Napoleons. ***) Nicolas, Jean de Dieu Soult, Herzog v. Dalmatien, geb. 1769, † 1851, französischer Marschall. 297