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[ Band 4 Brief 27: Humboldt an Caroline Peilau, 8. Julius 1813 ]
immer versprechen wollen, und dann steht es dahin, ob Österreich nicht trotz seines Traktats mit uns sich durch Sophismen heraus- zieht. In dieser ganzen Sache sind nur zwei gute Dinge gemacht worden: 1. daß der Punkt mit den Festungen so hineingebracht ist, daß er gleich eine Garantie geben muß, und ein Prüfstein der Aufrichtigkeit der Gesinnungen ist; 2. daß Österreich sich auch formeller verbindlich gemacht hat zu den einzelnen Punkten und zu einer gewissen Zeit, da vorher die Zeitbestimmung ganz fehlte. Das erste rührt von mir her, ich habe es gleich, als ich von Wien hier ankam, in der ersten Konferenz gemacht, und der Kaiser *) hat mir noch vorgestern gesagt, daß ich die Sache dadurch so viel gerettet hätte, als noch möglich war. Das zweite ist Nesselrodes Werk. Der Kaiser überhäuft mich mit Vertrauen. Er spricht unendlich gut, geht in alles ein, wie ein Minister tun könnte, ist auch, wo ihm die Sache mißfällt, besonnen, ruhig, immer hörend, fragend und dann in seiner eignen Meinung bestimmt. Kurz, mit keinem Souverän kann ein Minister so gut fertig werden. Mit mir nach Prag geht vermutlich Anstett **), der in Wien wie hier in keinem Ruf der Charaktergüte steht. Da man von mir sehr falsche Begriffe in dieser Art hat, wird man wahrscheinlich über die Idee, mich und ihn zu verbinden, bitter in Wien spotten und sagen, daß das hätte geschehen müssen, um die französische Mission (Caulaincourt ***) und Narbonne †) gutmütig zu finden. Wenigstens soll man aber den Verstand nicht tadeln. Anstett schreibt vortrefflich, obgleich zu oratorisch, er hat alle die fran- zösischen und russischen Proklamationen, viele Bulletins usw. ——— *) Alexander von Rußland. **) Johann Protasius v. Anstett, geb. 1766, † 1835, russischer Diplomat. ***) Armand Augustin Louis Graf Caulaincourt, Herzog von Vicenza, geb. 1772, † 1827, französischer Minister. †) Französischer Gesandter in Wien. 52