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[   Band 4 Brief 150:    Humboldt an Caroline    Dijon, 31. März 1814   ]


Arbeiten überhäuft; aber Du würdest mich gar nicht wiedererkennen.
Wie ich nur aus dem Bett gestiegen bin, gehe ich in meinem Garten
spazieren, und wenn mittags die Sonne mir warm ins Zimmer
scheint, mache ich die Gartentür auf, lege Holz im Kamin nach und
habe eine eigene Freude daran, daß der Sonnenschein sich zwingen
muß, bis an den Kamin zu kommen.
Heute den ganzen Abend gehe ich nicht aus, und seit Freiburg
habe ich nicht eine so hübsche Einsamkeit genossen. Nur waren in
Freiburg die Berge schöner und die Menschen deutsch, was einem,
wenn man auch noch so sehr das Ausland liebt und gewohnt ist,
doch immer mehr zu Herzen geht. Allein freundlicher und größer
als in Freiburg ist meine Existenz hier, und es ist das erste Haus,
in dem ich Dich und die Kinder, wenn man nur Meublen hinein-
schaffte, sehr gut mit mir wohnen lassen könnte. Ich habe immer
die Eigenheit, mir jeden Ort, durch den ich komme, als bleibenden
Aufenthalt vorzustellen, und denke mir jeden Morgen, wie die
kleinen Mädchen und Hermann im Garten herumlaufen würden.
Es spricht gewiß niemand so wenig von seiner Anhänglichkeit an
Frau und Kinder, und viele trauen mir gewiß kaum eine so ein-
fache und natürliche Empfindung zu; aber ach, liebe Li, keinem
Menschen auf Erden sind beide so in alle Gedanken und Gefühle
tief eingewachsen, keiner kann sich so wenig ein vereinzeltes Dasein,
wenn es dauernd sein sollte, denken. Ich kann wohl sagen, daß
es mir darum sogar weniger vereinzelt vorkommt, weil ich euch
beständig vor Augen habe und immerfort mit euch lebe. . . .
Darüber, wie ich mir in unsern neuen Unternehmungen vor-
komme, wenn ich so in Paris erscheinen sollte, denke ich oft viel
und könnte viel mit Dir, liebe Seele, mit der sich alles Ernsteste
so schön abspricht, reden, aber schreiben läßt sich darüber nichts.
Der Strom der Zeit rauscht hin, doch bin ich mir bewußt, nicht
besinnungslos von ihm hingezogen zu werden.

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