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[   Band 4 Brief 148:    Caroline an Humboldt     Wien, 2. April 1814   ]


148. Caroline an Humboldt                   Wien, 2. April 1814

Wie reich bin ich gestern geworden, meine teure Seele! Fünf
Briefe von Dir auf einmal und zwei Sonette. Du
bist wie die Götter, die auf einmal und mit vollen Händen
geben. Da Du en train bist, so hoffe ich, wird die Insel *) nun
auch nachkommen, und ich binde sie Dir nochmals auf die Seele.
Da der Friede ajourniert zu sein scheint, so komme ich mit meinen
Bitten wohl noch nicht zu spät.
Deine Reisebeschreibung hat mich unendlich amüsiert, auch die
flüchtige Nachricht von Theodor hat mich erfreut und beruhigt.
Ich sehe Dich recht in Deiner Reisefertigkeit. Allein so ganz ohne
Gefahr bei der Stimmung der Bewohner scheinen diese Expeditionen
mir nicht zu sein, und ich bitte Dich inständigst, Dich nicht so allein
mit einem Kosaken zu aventurieren. Ach, wo Armeen sind, muß
partiell Not und Jammer und Elend sein, das ist wohl unzertrennbar
davon, und eine solche Masse Menschen im Zügel zu halten, das
ist unmöglich, ohne daß nicht hie und da Exzesse vorfallen. . . .

                                                  4. April 1814
Meine Seele, in diesem Augenblick bekomme ich Deinen lieben
Brief aus Dijon vom 26. März, der mir wieder ein recht lebendiges
Bild Deines wandernden Lebens und überhaupt eines Hauptquartiers
gibt. Manchmal beneide ich doch Lady Burghers, die das alles
mitmacht, aber freilich mit den Kindern möcht’ ich das alles nicht
bestehen, und noch kann ich mir mein Leben nicht abgetrennt von
ihnen denken. Es wird aber auch das einmal kommen, und ich werde
mich daran gewöhnen. Aber doch nicht wie Wallenstein sagt:
»Denn an das Höchste und Gemeinste lernt er sich gewöhnen, denn
ihn besiegen die gewaltgen Stunden.«

———
*) Vgl. S. 272.

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