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[   Band 4 Brief 147:    Humboldt an Caroline    Dijon, 28. März 1814   ]


gehoben und genährt und mich selbst der öden und leeren Lage bei
Mama entrissen. Ich will damit gar nicht von unmittelbar bildendem
Einfluß reden, den ein Mensch auf den andern ausüben kann, von
dem ich wenig halte. Aber es ist unbegreiflich, wie tief es auf
den nicht ganz Unempfänglichen wirkt, wenn er auf einmal in
einem Wesen vor ihm einen ganzen Schatz ihm bis dahin unbekannter
Kräfte sich auftun sieht; und so ging es mir mit Dir. Man kann
von solchen Dingen eigentlich nicht reden und schreiben. Aber es
ist reine und einfache Wahrheit, daß das tiefe und inniggerührte
Nachdenken darüber mich, wenn ich bei Dir bin, und abwesend oft,
unendlich oft lange und anhaltend beschäftigt.
Ich schließe wieder mit einem Sonett, das wohl für uns beide
gelten könnte, weil Deine unendliche Liebe und Güte es so will,
aber das ich Dich doch bitte, nur als von mir aus tiefem Herzen
an Dich gerichtet, anzusehen.

          Was sich gestaltet, leblos und lebendig,
          Versammelt sich um einen Bildungskern,
          Da sonst die Stoffe blieben stets sich fern,
          Schweifend chaotisch, einzeln unbeständig.

          Der Erdball ward geformt so von inwendig,
          Gesellt so feiner Sonne jeder Stern,
          Und vom Krystall bis zu der Schöpfung Herrn
          Herrscht dies Gesetz, fest, ewig und notwendig.

          So auch im Menschenglück. Wo eins verliehen,
          Das fest sich um das Herz des Busens rankt,
          Des einen Kräfte alles an sich ziehen.

          Mir ward dies eine an dem Tag geboren,
          Dem Dich, Geliebte, mein Geschick verdankt.
          Jetzt ist des Unglücks Macht an mir verloren.

Lebe wohl, süßes Herz. Umarme die Kinder.
Ewig Dein    H.

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