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[ Band 4 Brief 135: Humboldt an Caroline Chatillon, 2. März 1814 ]
mit ihr auf dem allerinteressantesten Fuß gewesen wäre. Ich habe dagegen mir das Vergnügen gemacht, zu behaupten, die Freundschaft unter Männern sei immer fester und interessanter. Dabei ist Aberdeen auch über mich gekommen, und beide haben zuletzt behauptet, daß ich gar keinen Begriff vom Umgang mit Frauen hätte, wobei ich sie gelassen habe. Es ist doch nicht zu leugnen, daß die Leute, die so recht und immer in der Gesellschaft gelebt haben, zuletzt von gewisser Seite keine menschliche Fiber mehr behalten, so sehr ich sie von anderer liebe und ehre. Ich finde überhaupt immer, daß es nie leicht wieder zwei unter- einander so amüsante Menschen geben wird, als wir sind. Wie uns andere finden, gilt uns sehr gleich. Wir wenigstens wissen den tiefsten Ernst und den heitersten Scherz immer sich gegenseitig auseinander entspringen zu lassen. Ich habe vergessen, Dir zu sagen, daß ich Kunthen habe eine große Freude machen können. Er war im Krieg mit seinem Vor- gesetzten Sack und wollte seinen Abschied haben und schrieb Stein und mir darum, als ich noch in Langres war. Sack hat aber ein Gouvernement erhalten, was er noch nicht wußte, und Stein schlug mir also schriftlich vor, beim Staatskanzler zu machen, daß Kunth solange die interimistische Direktion des Departements bekommen sollte. Dies ist geschehen, und so ist er unendlich vergnügt. Er schreibt mir, daß er meinen Brief zum Vermächtnis für seine Kinder legen will. Dies Vermächtnis besteht in seiner Lebensbe- schreibung, wo er erst bis zu seinem sechzehnten Jahre gekommen ist. Die Kinder werden viel zu lesen haben. Noch ein sehr hübsches Wort von Aberdeen. Ich weiß nicht, wie es neulich kam, daß ich sagte, wenn ich hier stürbe, wollte ich bei St. Vorle begraben sein, einem hübschen Kirchhof, wo man die Gegend weit überschaut. Er fand das wieder abscheulich und lobte die Familienbegräbnisse: »On sait pourtant là«, sagte er, «qu’on 261