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[ Band 4 Brief 128: Humboldt an Caroline Chatillon, 14. Februar 1814 ]
128. Humboldt an Caroline Chatillon, 14. Februar 1814 Ich kann Dir heute, liebes Kind, schon bessere Nachrichten geben als gestern. Blücher hat sein Korps wieder zu- sammengezogen, und Napoleon geht zurück, um sich zu konzentrieren, was jetzt das große Wort für alle rückgängige Be- wegungen ist. Der Kaiser Alexander ist nach Nogent sur Seine gegangen, und der Kaiser Franz hat seine Pferde dahin geschickt für den Fall, daß ein Gefecht dort vorfiele. Wir sind also immer in der Erwartung der Dinge und müssen sehen, ob man nach Paris kommen wird oder nicht. Alexandern denke ich allerdings zu sehen. Aber wenn Napoleon bleibt, ist es nicht meine Neigung, nach Paris zu gehen, wenn Friede ist, und wäre ich auch nur eine Post davon, ich müßte denn hingeschickt werden. Alsdann bitte ich Alexandern mit Schlabren- dorff, zu mir zu kommen. Ich glaube Du wirst das billigen. Alexander kommt gewiß, aber für Schlabrendorff stehe ich nicht. Er ist sehr unbeweglich. Wohl hast Du recht, daß die Gesinnung die vor- und vielleicht alleinherrschende Kraft ist. Ich gehe darin noch viel weiter als Du. Die rechte und recht verbreitete Gesinnung steht mit dem Schicksal in geheimem Bunde und wirkt, wie es kein Unheiliger ahndet. Von der Kraft der Andacht haben wenige Menschen Begriff, und Andacht ist alles heiße Sehnen nach Einem und einem guten, hohen, heiligen Zweck. Denn die Andacht des einzelnen muß wieder ihre Kraft hernehmen von der Zusammenstimmung mit allem Wohltätigen auf Erden. Über die wahren Triebfedern der Weltbegebenheiten ließe sich sehr viel und viel Wahres und Schönes sagen. Die Geschichte, wie man sie hat, entwickelt so gut als nichts davon, am wenigsten die politische. Wo wahre Weltbegebenheiten sind, d. h. Ereignisse, 246