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[ Band 4 Brief 127: Humboldt an Caroline Chatillon, 9. Februar 1814 ]
Pest sind, weil sie alle dies Zusammensein verwünschen, dann lange Konferenzen, die am wenigsten angenehme Art der Geschäftsführung, immer zu große Entfernung von den Begebenheiten, als einem jetzt lieb sein kann, und gar keine Abwechselung. Du wirst Dich wundern, süßes Kind, daß ich Dir nichts über die Art sage, wie unsere eigentlichen Geschäfte gehen. Allein ein Kongreß ist immer eine so weitläuftige und unbehilfliche Sache, daß er tausend Wendungen nimmt, ehe er eigentlich zum Ziel führt, und Dich würde doch nur das Resultat interessieren. Das ist indes gewiß, daß man kein größeres Empressement bezeigen kann, Frieden zu machen, als Caulaincourt tut. Allein der Krieg hat, wie Du siehst, die Sachen dahin gebracht, daß für Frankreich und Europa vielleicht der Friede noch nicht einmal jetzt die wichtigste Frage ist. Welchen Frieden man auch machen möge, darüber muß niemand sich täuschen, wird es den eigentlich Gutgesinnten immer sein, als wenn nach einem glänzenden Feuerwerk nun so nach und nach die Lampen verlöschen, der Frieden, den die Anstrengungen einer so großen Zahl edler und trefflicher Menschen verdienten, kann mög- licherweise unter keinen gegebenen Umständen zustande kommen. Vaterlandsliebe und Heldenmut sind idealische und ganz unbegrenzte Gefühle, und jede menschliche, wirkliche, nun gar politische Über- einkunft ist von allen Seiten bedingt und beengt. Darum ist auch das Friedenmachen eins der undankbarsten Geschäfte, dem man sich nur aus einer Art Aufopferung unter- ziehen kann, so sehr jeder Vernünftige den Frieden wünscht und wünschen muß. Es kommt hier der wahre Widerstreit des an sich Wünschenswürdigen und des unter den Umständen Erreichbaren zur Sprache, und man entgeht nie dem Vorwurf, unter dem Erreich- baren geblieben zu sein. Im gesellschaftlichen Leben ist Caulaincourt sehr höflich und artig. Auch hat er sich sehr mit mir apprivoisiert. Gestern habe 244